Das ist das Ergebnis einer Studie zum Thema Weiterbildung vom Institut für Kulturwissenschaft und Soziologie der Kepler-Universität. Dieser zufolge bilden sich mehr als drei Fünftel der Akademiker aktiv in Kursen weiter, aber nicht einmal ein Achtel der Menschen, deren höchste Ausbildung ein Pflichtschulabschluss ist, tun es ihnen gleich. Für diese so genannten Niedrigqualifizierten scheint Weiterbildung wenig Reize zu bieten.
Kaum berufliche Weiterbildung
Niedrigqualifizierte stellen ein enormes Potenzal für Weiterbildungs-Anbieter dar. Immerhin zählen allein in Oberösterreich 230.000 Personen zu dieser Gruppe: "Etwa 80.000 davon wären für die Weiterbildung zu gewinnen", schätzt Studienautor und Soziologe Ingo Mörth. "Viele dieser Menschen haben schlechte Schulerfahrungen gemacht. Die muss man anders ansprechen und darf nicht mit Weiterbildung ¸drohen'", so Mörth weiter.
Für niedrig qualifizierte Personen ist das private Interesse als Motiv besonders wichtig. Private Kurse wie Koch- oder Sportkurse sind deshalb von Personen dieser Gruppe besser besucht als berufliche Weiterbildungskurse (siehe Grafik). Für die Motivation jener Zielgruppe auch für berufsspezifische Kurse würde es folglich nötig sein, die privaten Vorzüge hervorzustreichen, die sich aus der Weiterbildung ergeben, so Mörth.
Motivation ist der Schlüssel zur Kursteilnahme, denn allein die Information über das Angebot reicht nicht aus. Besonders die bildungsfernen Niedrigqualifizierten informieren sich zwar stärker durch verschiedene Medien über das Weiterbildungsangebot, das allein bewirkt aber keinen Einstieg. Anders bei den Bildungsteilnehmern, die sich überwiegend durch Bekannte und Freunde über Angebote informieren. Diese Mundpropaganda, die bei den Bildungsfernen fehlt, motiviert die Bildungsteilnehmer am meisten zur Weiterschulung (siehe Grafik).
Den größten Anteil nehmen die Niedrigqualifizierten an den beiden erfassten Einrichtungen Bildungshaus Greisinghof und Bildungszentrum Salzkammergut ein. Gründe dafür sind die dort angebotenen Seniorenwochen und AMS-Kurse. Das katholische Bildungswerk verzeichnet knapp zwei Fünftel an Teilnehmern dieser Zielgruppe. Hier wirkt sich vor allem das SelbA-Seniorenprogramm ("Selbstständig im Alter") aus. Die beruflichen Erwachsenenbildungs-Anbieter wie das Berufsförderungs-, Wirtschaftsförderungs- und ländliches Fortbildungsinstitut liegen mit 17 bis 18 Prozent im Mittelfeld. Hintenan stehen Einrichtungen wie etwa Volkshochschulen (siehe Grafik).
Bildungsbarrieren ausräumen
Hauptanteil der Niedrigqualifizierten nehmen die Frauen ein, ältere Menschen ab 50 Jahren sowie Bewohner ländlicher Regionen sind ebenso stark vertreten. Gerade Letztere hält eine niedrige Mobilitätsbereitschaft vom Kursbesuch ab: Die Nähe der Weiterbildungsstätte zum Wohnort ist besonders bei Niedrigqualifizierten Ausschlag gebend. Während Akademiker bereit sind, bis zu 108 Kilometer zu einem Seminar anzureisen, würden Niedrigqualifizierte nur 63 Kilometer in Kauf nehmen. Jene aus der Zielgruppe, die tatsächlich einen Kurs besucht haben, sind aber nur 13 Kilometer gefahren. Gerade im ländlichen Bereich, wo Bildungsstätten eher entfernt sind als im Ballungsraum, ist dies ein bedeutender Hinderungsgrund für die Weiterbildung.
Weitere Bildungsbarrieren neben Immobilität sind materielle Hinderungsgründe wie Geldmangel, Desinteresse an der Bildung, mangelnde Unterstützung vom sozialen Umfeld sowie berufliche und private Belastungen.