Oberösterreichische Nachrichten vom 19.09.1992 - Seite 030

 

Titel: Ein Kontinent sucht seine Kultur

Untertitel: Wels wird zur Diskussionsmetropole zum Thema "Europa - Kultur - Region"

Text: Der europäische Integrationsprozeß hat eingesetzt, mit Mühen und tiefen Verunsicherungen, wie wir täglich erfahren müssen. Auf dem Weg in diese Identitätsfindung werden unser kulturelles Verhalten und unsere kulturelle Positionierung eine elementare Rolle spielen. Und zu dieser Thematik wird es im kommenden Monat in Wels eine Gesprächsrunde in geradezu sensationeller Besetzung geben. Unter dem Titel "Europa - Kultur - Region" wird man sich mit den "Chancen regionaler Kulturentwicklung im europäischen Integrationsprozeß" auseinandersetzen.

Die ursprüngliche Anregung kam von Andreas Gruber, dem Filmregisseur und Kulturreferenten der Stadt Wels. Mit einem großen und überregional beachteten Symposion über die Zukunft regionaler Kulturpolitik plante er, in Wels einen neuen geistigen Akzent zu setzen. In Kooperation mit dem Kultur & Management Zentrum in St. Marienkirchen wurde die Organisation dieser Veranstaltung, die unter dem Begriff "Welser Kultur Vermerke" firmiert, in Angriff genommen.

Das Stadttheater Wels ist nun vom 16. bis zum 18. Oktober Austragungsort dieses Symposions, bei dem es um "Europa - Kultur - Region" geht, also um die "Chancen der regionalen Kulturentwicklung im europäischen Integrationsprozeß". Der Bund, das Land, die Stadt Wels und das Kultur & Management Zentrum haben sich für die Organisation und Finanzierung zusammengeschlossen.

Das Symposion selbst wird sich in drei Bereiche gliedern:

Die Referate werden von hochkarätigen, international prominenten Kulturpolitikern, Soziologen und Kulturphilosophen beigesteuert: Von Colette Flesch, ehedem Bürgermeisterin und Ministerpräsidentin in Luxemburg, heute Generaldirektorin für audiovisuelle Medien, Information, Kommunikation und Kultur in der EG-Kommission; von Olaf Schwencke, dem Berliner Präsidenten der Kulturpolitischen Gesellschaft und der Hochschule der Künste; vom Soziologen und Vorsitzenden des Vereins "Kulturen in der Europäischen Integration", Hermann Schwengel; vom renommierten Philosophie- und Ästhetikprofessor Peter Sloterdijk aus Karlsruhe.

Acht Arbeitskreise werden von hochqualifizierten Kultur- und Rechtsfachleuten geleitet: Kulturmarketing-Manager Wolfgang Bachmayer, Kunsthochschulprofessor Helmuth Gsöllpointner, Soziologe Albert Herrenknecht, Salzburgs beamteter Kulturchef Peter Krön, Kultursoziologe Ingo Mörth, Urheberrechtsfachmann Michel Walter, Salzburgs Kulturprojektleiter Alfred Winter und Münchens Kulturdirektor Heiner Zametzer. Die ganze Problempalette vom Zentralismus über das Selbstbewußtsein der Provinz bis zum Umgang mit dem Fremden, soll in diesen Arbeitskreisen behandelt werden, schließlich in eine Podiumsdiskussion und in ein Schlußdokument über Vermerke zur regionalen Kulturentwicklung münden.

Ein umfangreiches kulturelles Programm rundet die 3-Tage- Veranstaltung ab: Lesungen mit den Schriftstellern Alois Brandstetter und Robert Menasse, ein Abend mit dem Film-, Musik- und Kochkünstler Peter Kubelka. Die beiden Künstler Gerwald Rockenschaub und Alexander Rendi werden für die "Welser Kultur Vermerke" ein Design entwerfen.

Die Kosten: Teilnahmegebühr für alle Veranstaltungen, inklusive kostenloser Zusendung der Dokumentation: 500 Schilling. Tageskarte: 200 Schilling. Karte für ein Hauptreferat oder eine Abendveranstaltung: 120 Schilling.

Anmeldefrist für die Arbeitskreise: 30. September.

Anmeldung und Detailinformationen: Kultur & Management Zentrum, A- 4076 St. Marienkirchen, Unterfreundorf 53. Telefon 0 72 49 / 75 56. Fax: 0 72 49 / 75 49. -fs-


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