Text: In Massen waren sie an
diesem Montagabend nicht in die Neue Galerie der Stadt Linz gekommen. Das Gespräch
zum Thema "Stadt - Kultur - Wohin?", zu dem die Volkshochschule den
neuen Kulturstadtrat Reinhard Dyk, den Uni-Dozenten Ingo Mörth, den
Stadtwerkstatt- Mitstreiter Rainer Zendron und Attila Kosa von der Österreichischen
Hochschülerschaft der Linzer Kunsthochschule geladen hatte, lockte nur spärlich
die gezielt Interessierten aus den Privatstuben. Diese erfuhren einiges über
die Visionen einer stadtkulturellen Entwicklung und die kulturpolitischen Prämissen,
vor allem aber erfuhr man vom Podium und aus dem Publikum, wer was machen soll
und machen darf und wieviel er dafür zu bekommen habe.
Begriffsdefinitionen für Kultur und Kunst wurden
en masse geliefert (mir gefällt noch immer am besten Peter Weibels seine:
"Kultur ist, was man mir antut, Kunst ist, was ich tue") und
Stichworte, wo es in Zukunft "langgehen" sollte, auch. Bürgernähe
tut not, und Stadtteilbelebung und -kultur sind angesagt. Eine feine Sache, wenn
sich Stadtteilkultur nicht, wie bisher, im Verlagern einer beliebigen
Veranstaltung in ein Volksheim versteht, sondern im Suchen und Erfassen der
Identität und Gemeinschaft. Bessere kulturelle Betriebssysteme werden
gefordert, eine klare Bevorzugung der produzierenden Künste zuungunsten der
reproduzierenden, wobei nicht ausdiskutiert wurde, ob man darunter mehr Geld für
Hobbymaler und Jazztänzer und weniger Geld für Theater und Konzert versteht.
Der "Kultur für alle" wurde das Wort geredet, dem professionellen
Kulturbegriff auch, und dem Kulturamt wurde bedeutet, man möge sich als
Veranstalter zurückziehen. Wohin es sich zurückziehen soll und wer dann was
veranstaltet, das blieb weitgehend im dunkeln.
Worum es in der Stadtkultur zur Zeit in Wahrheit
vorwiegend geht: wer wieviel bekommt. Um den harten Verteilungskampf beim
Geldtopf. Die kulturpolitische Frage nach dem "wohin" findet ihre
Anwort nicht in einer Diskussion, sondern in einem mühevollen Arbeitsprozeß. (von Franz Schwabeneder)
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