Titel: Sorgen mit den Altlasten
Untertitel:
Der neue Linzer Kulturstadtrat Reinhard Dyk nimmt vieles in Angriff
Text: Zu lange sind wichtige kulturelle
Fragen auf der politischen Ebene unbeantwortet geblieben. Jetzt beginnen die
Brocken zu drücken. Sowohl im Landes- als auch im städtischen Bereich sind
neue Kulturreferenten am Werk, die sogar der gleichen Partei angehören und die
sich mit Altlasten herumzuschlagen haben, wobei viele Probleme sie beide
angehen. Der Linzer Kulturreferent Reinhard Dyk ist noch in der
Orientierungsphase, hat aber schon konkrete Vorstellungen.
Theaterstandort, Sorge Studienbibliothek: Zwei
Großprobleme, die in Land und Stadt nicht mehr länger auf der langen Bank
weitergeschoben werden können. In diesem Punkt ist sich Dyk mit Pühringer
einig: Es muß eine Lösung für die Bibliothek in ihrer Funktion am alten
Standort gefunden werden. Dyk: "Die Stadt machte ja schon vor eineinhalb
Jahren das Angebot, sie zu übernehmen. Vielleicht kommt es zu einer Lösung
gemeinsam mit dem Land. Beispiel: Die Stadt führt sie, das Land schießt
zu."
Heißes Eisen Theaterneubau: "Meine persönliche
Position ist unverändert. Ich kann dem von Blöchl vertretenen Plan für
Urfahr, was den kulturellen Teil anlangt, einiges abgewinnen. Derzeit werden die
notwendigen wasserbautechnischen Maßnahmen geprüft. Aus städtebaulicher Sicht
wäre das ein interessanter Standort. Es ist ja wirklich die Frage, ob nicht
eine Entflechtung Theater/Musiktheater wünschenswert wäre. Wir als Stadt müssen
diese Entscheidung nicht treffen. Doch wenn sie getroffen wird, müssen wir
versuchen, sie mitzutragen und sie durchzusetzen versuchen. Wir müssen freilich
auch die Bedenken dagegen ernst nehmen. Die theoretische Diskussion soll jedoch
nicht mit der ökologischen belastet werden. Ohne Bürgerbeteiligungsverfahren läuft
ohnehin nichts. Vielleicht können wir doch eine gemeinsame Position finden. Ich
glaube, Landesrat Pühringer wird 1992 Ernst machen müssen mit der
Standortentscheidung. - Ich spüre eine gewisse Aufgeschlossenheit auch bei
Politikern der anderen Partei, spüre eine gewisse Sensibilität."
Soweit das Übergreifende. Im eigenen Bereich:
Stadtkultur, wohin? Kritik gibt es am Kulturamt als Veranstalter, von
Wissenschafterseite (z. B. Ingo Mörth) kritische Anmerkungen zum
Kultur-Management in Linz . . .
"Die etwa 70 Linzer Kulturvereine sollen
angeregt werden, die Kulturschaffenden in den Stadtteilen zu aktivieren. Das ist
ein kulturpädagogischer Ansatz. - Zum Kulturmanagement: Es wird mit Sicherheit
in Zukunft zu einer Tendenzverschiebung kommen. Die Diskussion muß in Richtung
eines Kulturentwicklungskonzepts, das Leitlinien vorgibt, vorangetrieben werden.
Wir werden die Künstler und das Publikum mitreden lassen, werden ein Forum
bilden, in das auch die Kunsthochschule eingebunden werden muß. Um bei der
Kritik am Kulturamt als Veranstalter zu bleiben: Was ist ,Amtskultur' und was
freie Arbeit über Vereine und Initiativen? Wenn das Kulturamt bestimmte Dinge
nicht macht, dann werden sie nicht geschehen. Ich brauche eine Alternative und
verläßliche Daten. Die Rede ist von 18 Prozent ,universalistisch
Kulturinteressierten' in der Bevölkerung. Es wächst ein Potential heran, für
das sich auch neue Kunstformen herausbilden müssen unter Einbezug der
elektronischen Medien. Mörth erwähnt
die ,Kultur-Software', ein hohes Aktivitätspotential. Das muß noch gefunden
werden. - Ich werde mich nicht in die Arbeit einmischen, weder in die des
Theaters Phönix noch in die des Posthofs, aber ich werde für Kostenbewußtsein
werben. Natürlich: Je besser Privattheater werden, desto teurer werden
sie."
Konkreter Vorstoß in Richtung Service für die
Stadtteile: "Ich gehe wieder die Idee des Kulturbusses an. Seit 1980
geistert das Projekt herum, ich möchte es wiedererwecken. Er müßte ja nicht
von der Stadt angekauft werden, vielleicht gibt es Sponsoren. Architekt
Goffitzer macht neue Berechnungen, wohl auch ein neues Design."
Nachricht für die Musikschule: Sie bekommt ein
zusätzliches Haus in der Nähe des Prunerstifts. Im Budget sind bereits drei
Millionen Planungskosten enthalten, die 20 Millionen Adaptierungskosten sind
gesichert.
Dyk übernahm ein finanziell fest orientiertes
Referat. Erst im nächsten Rechnungsjahr wird man seine "Handschrift"
studieren können. (Siehe auch Kommentar.)
(von Reinhold Tauber)
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