Oberösterreichische Nachrichten vom 23.12.1991 - Seite 016

 

Titel: Sorgen mit den Altlasten

Untertitel: Der neue Linzer Kulturstadtrat Reinhard Dyk nimmt vieles in Angriff

Text: Zu lange sind wichtige kulturelle Fragen auf der politischen Ebene unbeantwortet geblieben. Jetzt beginnen die Brocken zu drücken. Sowohl im Landes- als auch im städtischen Bereich sind neue Kulturreferenten am Werk, die sogar der gleichen Partei angehören und die sich mit Altlasten herumzuschlagen haben, wobei viele Probleme sie beide angehen. Der Linzer Kulturreferent Reinhard Dyk ist noch in der Orientierungsphase, hat aber schon konkrete Vorstellungen.

Theaterstandort, Sorge Studienbibliothek: Zwei Großprobleme, die in Land und Stadt nicht mehr länger auf der langen Bank weitergeschoben werden können. In diesem Punkt ist sich Dyk mit Pühringer einig: Es muß eine Lösung für die Bibliothek in ihrer Funktion am alten Standort gefunden werden. Dyk: "Die Stadt machte ja schon vor eineinhalb Jahren das Angebot, sie zu übernehmen. Vielleicht kommt es zu einer Lösung gemeinsam mit dem Land. Beispiel: Die Stadt führt sie, das Land schießt zu."

Heißes Eisen Theaterneubau: "Meine persönliche Position ist unverändert. Ich kann dem von Blöchl vertretenen Plan für Urfahr, was den kulturellen Teil anlangt, einiges abgewinnen. Derzeit werden die notwendigen wasserbautechnischen Maßnahmen geprüft. Aus städtebaulicher Sicht wäre das ein interessanter Standort. Es ist ja wirklich die Frage, ob nicht eine Entflechtung Theater/Musiktheater wünschenswert wäre. Wir als Stadt müssen diese Entscheidung nicht treffen. Doch wenn sie getroffen wird, müssen wir versuchen, sie mitzutragen und sie durchzusetzen versuchen. Wir müssen freilich auch die Bedenken dagegen ernst nehmen. Die theoretische Diskussion soll jedoch nicht mit der ökologischen belastet werden. Ohne Bürgerbeteiligungsverfahren läuft ohnehin nichts. Vielleicht können wir doch eine gemeinsame Position finden. Ich glaube, Landesrat Pühringer wird 1992 Ernst machen müssen mit der Standortentscheidung. - Ich spüre eine gewisse Aufgeschlossenheit auch bei Politikern der anderen Partei, spüre eine gewisse Sensibilität."

Soweit das Übergreifende. Im eigenen Bereich: Stadtkultur, wohin? Kritik gibt es am Kulturamt als Veranstalter, von Wissenschafterseite (z. B. Ingo Mörth) kritische Anmerkungen zum Kultur-Management in Linz . . .

"Die etwa 70 Linzer Kulturvereine sollen angeregt werden, die Kulturschaffenden in den Stadtteilen zu aktivieren. Das ist ein kulturpädagogischer Ansatz. - Zum Kulturmanagement: Es wird mit Sicherheit in Zukunft zu einer Tendenzverschiebung kommen. Die Diskussion muß in Richtung eines Kulturentwicklungskonzepts, das Leitlinien vorgibt, vorangetrieben werden. Wir werden die Künstler und das Publikum mitreden lassen, werden ein Forum bilden, in das auch die Kunsthochschule eingebunden werden muß. Um bei der Kritik am Kulturamt als Veranstalter zu bleiben: Was ist ,Amtskultur' und was freie Arbeit über Vereine und Initiativen? Wenn das Kulturamt bestimmte Dinge nicht macht, dann werden sie nicht geschehen. Ich brauche eine Alternative und verläßliche Daten. Die Rede ist von 18 Prozent ,universalistisch Kulturinteressierten' in der Bevölkerung. Es wächst ein Potential heran, für das sich auch neue Kunstformen herausbilden müssen unter Einbezug der elektronischen Medien. Mörth erwähnt die ,Kultur-Software', ein hohes Aktivitätspotential. Das muß noch gefunden werden. - Ich werde mich nicht in die Arbeit einmischen, weder in die des Theaters Phönix noch in die des Posthofs, aber ich werde für Kostenbewußtsein werben. Natürlich: Je besser Privattheater werden, desto teurer werden sie."

Konkreter Vorstoß in Richtung Service für die Stadtteile: "Ich gehe wieder die Idee des Kulturbusses an. Seit 1980 geistert das Projekt herum, ich möchte es wiedererwecken. Er müßte ja nicht von der Stadt angekauft werden, vielleicht gibt es Sponsoren. Architekt Goffitzer macht neue Berechnungen, wohl auch ein neues Design."

Nachricht für die Musikschule: Sie bekommt ein zusätzliches Haus in der Nähe des Prunerstifts. Im Budget sind bereits drei Millionen Planungskosten enthalten, die 20 Millionen Adaptierungskosten sind gesichert.

Dyk übernahm ein finanziell fest orientiertes Referat. Erst im nächsten Rechnungsjahr wird man seine "Handschrift" studieren können. (Siehe auch Kommentar.)

(von Reinhold Tauber)


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