Titel: Wunsch und Wirklichkeit
Untertitel:
"Kultur im Lebensraum Stadt" nun in Buchform erschienen:
Text: Fünf Jahre arbeitete Ingo Mörth an
einer Erhebung zum Thema Stadtkultur am Beispiel Linz. Was für 1978 bis 1982
erhoben wurde, stimmt mit möglicherweise geänderten Zahlen, aber gleicher
Tendenz noch immer. Die Arbeit wurde aktualisiert und erschien im Verlag
Trauner: Handbuch für Kultur-Animateure.
Als Herausgeber der 400 Seiten starken Auflistung
von Wünschen, Möglichkeiten und Taten im stadtkulturellen Bereich scheint auch
Wilhelm Rausch, Leiter der Stadtkulturverwaltung, auf. Was nicht darüber
hinwegtäuschen kann, daß die eigentliche Arbeit bei Mörth und seinem Team
lag. Worum ging es: aufzuzeigen, was getan wird und wohin die Entwicklungslinien
kultureller Aktivität und Attraktivität in einer Stadt wie Linz mit ihrer
Industrie-Dominanz weisen; wie sich das Publikum (auch im Vergleich zu anderen
Städten) dem traditionellen Angebot gegenüber verhält und welche Konsequenzen
die Kulturpolitik ziehen soll; inwieweit ein kulturelles Image aufzubauen ist.
Die Erhebung (erarbeitet mit Hilfe des Bundes und
der Kammer für Arbeiter und Angestellte) berücksichtigt sowohl die Verwaltung
in der herkömmlichen städtischen Struktur als auch die Alternativbezirke wie
die Stadtwerkstatt (der Posthof kann inzwischen schon als fest in den städtischen
Kulturbetrieb integriert betrachtet werden).
Freilich sind die Zahlen in den Hauptgruppen der
Erhebung nicht auf dem letzten Stand, wiewohl die kulturellen Blöcke und
Gruppen in ihrer Arbeit bis ins Jahr 1985 herein verfolgt und in der Buchausgabe
bilanziert werden. Es ist trotzdem wichtig und gut, daß breitere Kreise nun die
Möglichkeit erhalten, sich die Arbeit zugänglich zu machen, die bisher doch im
wissenschaftlichen und im Verwaltungsbereich hängenblieb. Sie gibt viele
Hinweise auf das veränderte Kulturbewußtsein der Menschen unterschiedlicher
sozialer Position, die für mehr Offenheit, für mehr Kommunikation im
gesellschaftlich-kulturellen Bereich eintreten. Wer in dem Buch blättert, wird
auch auf erfreulich-erstaunliche Fakten stoßen, wie zum Beispiel jene, daß 54
Prozent aller Befragten, worauf stolz zu sein in Linz Anlaß bestehe, das
Brucknerhaus nannten, die Industrie landet mit 35 Prozent weit abgeschlagen auf
dem zweiten Platz. Wer den Vergleich etwa mit Salzburg studiert, muß
feststellen, daß hinsichtlich Konzert, Kunstausstellung oder Dichterlesung die
Linzer wesentlich aufgeschlossener und aktiver sind als die Salzburger.
Das Projekt "Kulturbus" wird genau
vorgestellt, und das ist Anlaß, wieder einmal nachzufragen, wie's um ihn steht,
und ergibt wieder einmal die Erkenntnis, daß es um ihn schlecht steht. Zur
Frage der Mobilität von Kultur innerhalb der Stadt, zu Stadtteilkultur als
Aspekt der Urbanität wird viel in dem Buch gesagt und angeregt. Es erschien in
einer Erstauflage von 600 Stück und kostet S 248,-
(-rt-
= Reinhold
Tauber)
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