Kohoutek, Rudolf; Mörth, Ingo
Die "Jungen Arbeiter" und die "Alte Arbeiterbewegung": Theoretische Notizen zu einer Mündlichen Geschichte der Arbeiterbewegung und einige empirische Hinweise anhand von Tiefeninterviews mit jugendlichen Arbeitern in Wien
in: Mündliche Geschichte und Arbeiterbewegung : eine Einführung in Arbeitsweisen und Themenbereiche der Geschichte "geschichtsloser" Sozialgruppen, hrsg. von Gerhard Botz u. Josef Weidenholzer unter Mitarb. von Ferdinand Karlhofer, Wien: Böhlau, S. 111-162 (1984; REIHE: Materialien zur historischen Sozialwissenschaft, Bd. 2)
Erscheinungsland: AUT Oesterreich C5AUT; ISBN 3-205-07075-5
Thema des Aufsatzes bilden theoretische Bemerkungen zur Einführung der "Mündlichen Geschichte" als Methode bzw. als mögliche Ausweitung des Gegenstandsbereichs der Geschichte der Arbeiterbewegung. Auf der Basis empirisch gewonnener Erkenntnisse (Tiefeninterviews mit jugendlichen Wiener Arbeitern aus den Jahren 1979/80) werden mit Hilfe dieser neuen Methode gängige Erklärungsmuster der traditionellen marxistischen Geschichtsschreibung in Frage gestellt. Die Autoren kommen zu dem Resultat, daß die Einführung einer "mündlichen Geschichte der Arbeiterbewegung" nicht nur der Auffüllung von Lücken in den schriftlichen Quellen dient, sondern neue Forschungsbereiche kon stituiert. Zu nennen sind etwa Arbeiterbewußtsein, Alltagsleben, Arbeiterkultur und Arbeitersozialisation als Wurzel richtigen oder flaschen Arbeiterbewußtseins. Im ersten Teil des Aufsatzes referieren die Autoren den zeitgenössischen Stand der Sozialisationsforschung und die klassischen Erklärungen zum Arbeiterbewußtsein; im zweiten Teil stellen sie die Ergebnisse einer Untersuchung zum Bewußtsein junger Wiener Arbeiter vor. Diese sind nicht im Sinne der Traditionen der Arbeiterbewegung sozialisiert; sie sind geprägt durch die Clique Gleichaltriger mit ihrer spezifischen Gruppenkultur. Dieser Befund kann nicht im Rahmen klassisch-marxistischer Theorie als vorübergehende Latenz des Klassenbewußtseins beschrieben werden. Im dritten Teil des Aufsatzes suchen die Autoren nach "anderen Erklärungen", die von tiefgreifenden Veränderungen der gesellschaftlichen Realität augehen wie "Verstädterung", "Herrschaft der Zeichen", "Massengesellschaft" etc. und zum "Ende des Arbeiters" geführt haben. Da diese Umwälzungen noch im Gange sind, kommt einer "mündlichen Geschichte der Arbeiterbewegung" große Bedeutung zu. (SK)
ZEITRAUM: 1975 - 1982
Informationsquelle: Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn
Signatur: FES Bonn (Bo133)-A84-1393
Schlagworte: Geschichtsschreibung; historische Entwicklung; Forschungsgegenstand; Arbeiterklasse; Arbeiterbewegung; Methode; schichtspezifische Sozialisation; Kultur; Gesellschaft; Gegenwart; Österreich; Oral History; Theorie; Arbeiterbewusstsein
Klassifikation: 30302h - Sozialgeschichte, historische Sozialforschung
Methode: beschreibend; empirisch
Sprache: DE
Publikationsart: SAMMELWERKSBEITRAG; Aufsatz; gedruckt
IZ-Erfassungsnummer: 19850700134
Jahr: 1984
Datenbank: SOLIS (c) IZ Sozialwissenschaften, Bonn