Die Zeit der Stagnation scheint vorbei zu sein, was das Interesse an Aus- und Weiterbildungskursen in Oberösterreich betrifft. Es kommen wieder mehr Teilnehmer zu den Kursen. Und sie erwartet ein großes Angebot. Aber das Interesse vor allem der Niedrigqualifizierten bleibt niedrig.
Drei Jahre lang stagnierte die Zahl der Kursteilnehmer. "Im laufenden Jahr haben wir aber schon eine Steigerung von acht Prozent", sagt Felix Messner, Direktor des Wirtschaftsförderungsinstitutes OÖ. (Wifi). Knapp 70.000 Kursteilnehmer besuchten im vergangenen Jahr Wifi-Kurse. 6000 Kurstermine wurden angeboten. Auch das bfi Oberösterreich verzeichnet eine steigende Teilnahme an Kursen. Im Vorjahr wurden 41.300 Teilnehmer registriert, wobei das Arbeitsmarktservice (AMS) 11.000 Teilnehmer geschickt hat.
Aber alle Fort- und Weiterbildungsinstitute kämpfen damit, dass das Interesse der Niedrigqualifizierten (NQ) an Weiterbildung sehr gering ist. 227.145 Menschen in Oberösterreich gelten als niedrig qualifiziert, das sind 25,9 Prozent der Bevölkerung. Nach sozio-demographischen Merkmalen ist der Anteil in folgenden Gruppen - laut einer Studie des Instituts für Kulturwirtschaft & Institut f. Soziologie der Johannes Kepler Universität - in folgenden Bereichen signifikant höher: Frauen (62 Prozent unter den NQ); Ältere (50+) (57 Prozent unter den NQ); ländliche Regionen (54 Prozent unter den NQ,), mit starken Unterschieden nach oö. Bezirken.
Interessant ist auch die Betrachtung nach dem Alter. Während bis 50 die Weiterbildungs-Quote ca. 20 Prozent beträgt, sackt sie auf weniger als die Hälfte (bis 59) und auf gar nur mehr 3,5 % (bis 69) ab. Allenfalls vorhandene berufliche Weiterbildungsbereitschaft der Generation 50plus wird durch mangelnde Umsetzbarkeit am Arbeitsplatz frustriert, dies erklärt das Absinken der Weiterbildungs-Quote in der Altersgruppe 50-59 Jahre, so die Studie. "Nur zwölf Prozent der Niedrigqualifizierten besuchen Kurse. Ein hohes Potenzial für Anbieter", sagt Univ.-Prof Ingo Mörth. Demnach wären an die 80.000 von ihnen für Weiterbildung zu gewinnen. "Das ist ein riesiger Markt für die Anbieter", so der Wissenschafter. In Oberösterreich leben 147.000 Menschen zwischen 55 und 64 Jahren. 2010 werden es schon 175.000 sein, 2020 bereits 220.000. Das oberösterreichische Sozialpartnerprojekt WAGE beschäftigt sich seit einem Jahr mit dem Thema Altersmanagement.
Projekt WAGE
Ziel des Projektes ist es, praktikable Modelle zu entwickeln und umzusetzen, damit die Generation über 50 motiviert und gesund bis zur Pension im Arbeitsprozess bleibt. Darunter fallen auch richtige Weiterbildungsmaßnahmen. Wifi und bfi haben auf Grund regen Interesses ihr Bildungsangebot über Altersmanagement erhöht. "Doch spezielle Kurse nur für Ältere werden nicht so gut angenommen", sagt Felix Messner. Ältere wollen lieber mit Jüngeren die gleichen Kurse besuchen. "Lebensbegleitendes Lernen ist leider oft noch ein Schlagwort", sagt bfi-Geschäftsführer Othmar Friedl.
in: OÖ. Nachrichten, Beilage Bildung, 4. März 2006