Johannes Kepler Universität Linz 
 

Institut für Soziologie

VU: Kultur- und Mediensoziologie – Ausgewählte Aspekte

LVA-Nr. 231385

WS 2004/05

LVA-Leiter: Dr. Ingo Mörth 
 
 
 
 
 

Der Wohnstil Chinas 
 
 
 
 
 
 

Kainmüller Sabine

Matnr.: 0156470

SKZ: 130 
 


 

Inhaltsverzeichnis 

  1. Einleitung 
 
  1. Architektur 
    1. Die Repräsentationsräume 
    2. Der Wohnbereich 
    3. Der Innenhof 
    4. Yin & Yang 
  2. Leben 
    1. Symbole 
    2. Traditionelle Feste 
      1. Frühlingsfest 
      2. Qing-Ming-Fest 
    3. Esskultur 
    4. Tee 
    5. Pflanzen 
    6. Farbe 
  3. Möbel 
  4. Textilien 
    1. Stickereinen 
 
  1. Literaturverzeichnis 


 

Einleitung

China ist ein Land, dessen Einzigartigkeit sich schon seit hunderten von Jahren von der übrigen Welt abhebt. Der herausragende chinesische Stil lässt sich auch auf den Bereich des Wohnens übertragen. Grundsätze eines Heims im alten China bildeten die Verehrung der Natur, sowie die Vorherrschaft von Ausgewogenheit und Harmonie in den Innenräumen. Um dies gewährleisten zu können, kamen Farben, Formen, Funktion und Symbolgehalt der Objekte und Bilder eine große Bedeutung zu. Dabei entwickelte jede Dynastie mit der Zeit ihren eigenen Stil. 

Die folgende Arbeit soll den Wohnstil Chinas ein wenig näher beleuchten. Begonnen wird dabei mit er Architektur der Chinesen, die ihr gesamtes Heim in unterschiedliche Bereiche unterteilen, denen wiederum unterschiedlich viel Aufmerksamkeit und Bedeutung zukommt. Der zweite Teil befasst sich mit dem Leben und dessen Umfeld. Es werden bestimmte markante Merkmale der chinesischen Kultur, wie Symbole, Farbe und Pflanzen, näher beschrieben. Nicht außer Acht zu lassen ist auch die Esskultur und die Bedeutung des Tees im Leben des asiatischen Volkes. Weiters werden zwei sehr wichtige traditionelle Fest vorgestellt, die im Leben der Chinesen einen großen Stellenwert haben. Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit Möbeln. Hier soll ein Überblick über die spezielle Bedeutung und Funktion von Möbelstücken, wie Sessel, Tisch und Bett, gegeben werden. Der abschließende Teil befasst sich mit der Entwicklung der textilen Handelsbeziehung zwischen China und dem Westen, ansonsten kommt auch die Volkskunst der Stickerei kurz zur Sprache.  
 
 

Architektur 
 

Die Architektur wird in China schon immer als Erweiterung der Natur gesehen. Alle Häuser integrieren sich in ihre Umgebung und sind von dieser auch beeinflusst. Die alten Chinesen glaubten, dass Naturkräfte das Tor zu Wohlstand, Glück und Gesundheit darstellten. Aus diesem Grund sollte die chinesische Architektur das harmonische Zusammenleben mit der Umwelt fördern. Philosophen behaupteten, dass die Lebensenergie Qi das Hauptaugenmerk auf fruchtbare Landstriche legte. Sie bestimmte daher auch, wo die Menschen ihre Siedlungen und Tempel bauten, Äcker anlegten und ihre Toten begruben. Der sich daraus ableitende Glaube an unsichtbare Kräfte setze eine große Achtung vor der Natur voraus und entwickelte sich schließlich langsam zu den Konzepten des Yin und Yang, Feng Shui, etc. Sie haben bis heute bestand. Feng Shui heißt übersetzt „Wind und Wasser“ und bedeutet soviel wie, dass unser Leben und Schicksal in enger Verbindung mit den Ereignissen der Natur steht. Ziel des Feng Shui ist, die persönliche Umgebung so ausgewogen zu gestalten, dass an möglichst allen Stellen die harmonischen Energiefelder überwiegen und somit die Lebenskraft des Körpers unterstützt wird. Einer Tradition zu folge liegen die günstigsten Plätze auf einer Ebene zwischen Hügeln oder Bergen. Auch die Nähe von fließendem Wasser sollte den Fluss von positiver Qi-Energie im Haus fördern.1 

Im Bezug auf die Wohnarchitektur und deren bedeutendsten Ausstattungsmerkmale hat sich in den vergangenen dreitausend Jahren fast nichts verändert. Die chinesische Familie vereinigte früher bis zu acht Generationen und lebte in bescheiden Räumen mit einem ummauerten Garten. Ein Grund dafür war die Steuer, die pro Haushalt eingehoben wurde. Trotz der großen Zahl an Familienmitgliedern unter einem Dach, waren die Räumlichkeiten immer gut aufgeteilt. Das Haus wurde in vier Bereiche, nämlich die Repräsentationsräume, die Aufenthaltsräume für die Familie, den Gartenhof und die Studierstube, aufgeteilt.2 Sie werden im Anschluss noch ein wenig näher beschrieben. Die Unterteilung des Wohnraumes in verschiedene Bereiche, bot den Chinesen, innerhalb ihrer eigenen vier Wände, Schönheit und Ruhe. Es wurden Baustoffe wie, Holz, Stein, Marmor, Jade und Bernstein in die Gebäude mit eingearbeitet um dort ihren dekorativen Charakter entfalten zu können. Traditionell waren die Wohnhäuser in Nord-Süd-Richtung angelegt.3


 

Die Repräsentationsräume

Die Repräsentationsräume waren im Süden des Gebäudes untergebracht, damit von ihnen aus den Eingang sowie den Innenhof im Blickfeld hatte. Sie dienten vor allem zum Empfang von Besuchern, zur Unterhaltung von Gästen und zur Abwicklung von Geschäften. Die Größe dieser Räume ging von einer größeren Halle bis hin zu mehreren kleinen durch Stellschirme oder Schiebetüren getrennte Räume. Für welchen Gestaltungsart man sich entschied hing vom Wohlstand und gesellschaftlichen Status des Eigentümers ab.4 

Der Wohnbereich

Der Wohnbereich stellte den behaglichsten Teil des Hauses dar. Die Familie lebte, arbeitete und schlief in diesen Räumen, die sich in der hinteren Hälfte des Hauses, neben der Küche befanden. Der sich in der Küche befindende Herd, war etwas besonderes. Für die Chinesen war er der Sitz des Herdgottes, der die Familienhandlungen beobachtete und in regelmäßigen Abständen dem Himmelskaiser darüber berichtete. Um diesen Herdgott günstig zu stimmen erbrachte man duftende Opfergaben in dem dafür errichteten Schrein am Kamin. Der Hauptaltar befand sich allerdings in den Repräsentationsräumen, wobei unter anderem Blumenvasen und Duftkerzen die Bilder buddhistischer Gottheiten und Buddhastatuen zierten. Da die Winter in China sehr kalt sein können, versuchte man in dieser Zeit die Fenster mit schweren Stoffen abzudichten. Darüber hinaus gab es im Norden des Landes einen gut wärmenden Herd und einen Kang. Ein Kang ist vergleichbar mit einem großen Kachelofen, der zum schlafen, essen und entspannen genutzt wurde. Die bereits erwähnte Studierstube war ein Raum, indem man in Ruhe malen, Verse schreiben, lesen oder meditieren konnte.5 

Der Innenhof

Der Innenhof hatte nicht nur die Funktion eines Gartens, sondern war auch Bestandteil des Hauses. Er befand sich entweder im Zentrum des Gebäudes oder war von drei Wohnräumen und einer hohen Mauer umgeben. Der Boden des Innenhofes war gewöhnlich mit Ziegeln oder Terrakottafliesen ausgelegt. Ein zentraler Bestandteil des Hofs stellte das Wasser dar, welches in Form von Teichen und Kanälen, mit Brücken, zur Geltung kam. In die Teiche hinein setzte man Lotusblüten und Seerosen. Auch verschiedene Arten von Goldfischen tummelten sich im Wasser. Das Wasser war für die Chinesen deshalb so wichtig, weil es mit den Prinzipien des Yin und Yang in Verbindung gebracht wurde. Denn das Haus verkörperte mit seinen harten, trockenen Steinen und Hölzern Yang-Elemente und das Wasser brachte fließende und nachgiebigere Yin-Elemente ein. Die Vitalität der Yin-Elemente bedeutete fortwährendes Leben für Menschen sowie  für Pflanzen. Neben den Hauptwohnräumlichkeiten gab es noch Veranden und Pavillons. Sie boten ein zusätzliches Raumangebot wobei sie im Sommer hervorragend zum Entspannen einluden. Wenn jemand nicht in den Garten hinaus wollte, gab es im Inneren der Gebäude sogenannte „Landschaften im Topf“. Sie ähnelten den Bonsai aus Japan. Diese kleinen Gärten für das Haus kam ein großer künstlerischer Stellenwert zu. Auch heute sind solche Tischgärten noch sehr beliebt in China.6 

Yin & Yang

In der chinesischen Architektur spielen die aktive Energie des Yang und die passive Energie des Yin eine große Rolle. Raumform und –aufteilung ebenso wie die Einrichtung spiegeln Ausgewogenheit wieder. Die Architektur ist ein ständiges Spiel mit Licht und Dunkel, weich und hart, rund und eckig. Diese Art von Konzept ist voll in das Alltagsleben integriert und spielt bis heute in die Gewohnheiten, Sitten und Bräuche hinein. Die Grundsätze des Yin und Yang stehen für Unabhängigkeit und Wechselbeziehungen in einem. Ihr Zusammenwirken wandelt sich ständig, wobei das Ziel der Harmonie konstant bleibt. Für die Chinesen bedeutet Ausgewogenheit eine Wechselwirkung zwischen Extremen. So werden räumlich gesehen Elemente verwendet, die für sich separat sind sich am Ende jedoch zum einem harmonischen Ganzen zusammenfügen.7 


 


 

Leben 
 

Im alten China gab es eine Vielzahl an chinesischen Textilien, Möbel und Dekorationsobjekte, die sich zu einem farben- und facettenreichen Bild zusammenfügten. Es war allerdings keine klare Bedeutung dieser Dinge im Bezug auf die Sitten, Rituale und Zeremonien vorhanden. Eine klare Tradition war das Zusammenleben von mehreren Generationen unter einem Dach. Dabei übernahm der Älteste die Rolle des Familienoberhauptes, während Frauen immer untergeordnet waren. Zuerst ihrem Vater, dann ihrem Ehemann und schließlich ihrem Sohn. Eine verheiratete Frau bliebt ihr ganzes Leben lang Mitglied der Familie ihres Mannes. Die Familie stellte den zentralen Punkt der chinesischen Gesellschaftsordnung dar, auf deren die Wirtschaft, Bildung, Sicherheit, Freizeit und der Glaube basierten. Die Arbeiten im Haus waren stets streng nach Geschlecht aufgegliedert. Die Männer managten das Unternehmen Familie, samt Ausbildung, Kunst, Gärten,.... während die Frauen für die üblichen Arbeiten, wie etwa kochen und nähen, zuständig waren. Die Gesellschaft der Chinesen bestand aus vier Klassen: Den Mandarins (hohe Beamte), Bauern, Kunsthandwerker und Kaufleute, wobei der Großteil der Bevölkerung in Bescheidenheit lebte. Das Umfeld der Toten war für die Chinesen etwas Besonderes, daher erhielt es eben soviel Aufmerksamkeit, wie das der Lebenden. Die unterirdischen Grabstätten der Toten wurden mit sämtlichen Gebrauchsgegenständen, wie Möbel und Kleidung ausgestattet, da sie ja an das Leben nach dem Tod glaubten. Im Gegenzug dafür beschützen die toten Uhrahnen die lebenden Nachkommen.8 

Symbole

Die Chinesen haben von Anfang an einen sehr starken Glauben in die Macht von Symbolen. Egal um welches Ereignis es sich dreht, ob Geburt oder Hochzeit, es gibt für alles eigene symbolische Sinnbilder. So verkörpern Vögel beispielsweise sittliche und symbolische Eigenschaften und die Elster gilt dort schon jeher als Glückssymbol. Der Drache herrscht über alle mythischen Geschöpfe und ist ein Zeichen für kaiserliche Macht.9

Traditionelle Feste

Feste haben im Glaubenssystem des chinesischen Volkes eine große Bedeutung. Der Grund für die Abhaltung von Festen liegt meistens in der Verehrung der Ältesten und so muss auch die Jugend relativ früh lernen, dem Alter genügend Achtung entgegenzubringen.10 In der Folge werden einige wichtige Feste des chinesischen Volkes näher vorgestellt.  

Frühlingsfest

Das Frühlingsfest zählt zu den wichtigsten Familienfesten in China und kann mit dem Weihnachtsfest im Westen verglichen werden. Zu diesem Fest versammeln sich alle Familienmitglieder in der Heimat, auch jene die im Ausland wohnen, und feiern zusammen. Laut dem chinesischen Mondkalender läutet das Frühlingsfest den Beginn des neuen Jahres ein und dauert mehr als einen Monat. Der Beginn fällt noch in den letzten Monat des Jahres, wobei eifrig gekocht und Opfer dargebracht werden. In dieser Zeit haben die Geschäfte Hochsaison, denn es werden nicht nur viele Lebensmittel gekauft, sondern auch neue Schuhe und Kleidung für die Kinder, sowie kleine Geschenke für die Familie, Verwandte und Freunde. Bemerkenswert ist auch, dass vor dem Frühlingsfest ein umfangreicher Großputz stattfindet. Dabei werden Wohnräume, Kleidung, Bettzeug und Gebrauchsgegenstände gewaschen und geputzt. Den Vorabend des Frühlingsfestes nennt man Silvesterabend. An diesem Abend trifft sich die Familie zu einem reichlichen Essen. Anschließend unterhält man sich untereinander und durchwacht aufgrund von Bräuchen die Nacht. Am Morgen danach zieht jeder seine Festkleidung an,  wünscht allen Glück und beschenkt die Kinder mit Geld. Die erste Mahlzeit im neuen Mondjahr sieht in Norden von China anders aus, als im Süden. Im nördlichen Gebiet isst man Jiaozi (eine mit Fleisch oder Gemüse gefüllte Nudeltasche), während man weiter südlich Neujahrskuchen verzehrt. Während des Fests wird selbstverständlich auch in den Städten gefeiert. Unterschiedliche Veranstaltungen, wie Löwentänze, Tänze mit drachenförmigen Laternen, Blumenmärkte, etc. sorgen für eine fröhliche Atmosphäre. Am 15. Tag des ersten Mondmonats geht das Fest mit dem Laternenfest zu Ende.11 

Qing-Ming-Fest

Das Qing-Ming (Helles Licht)-Fest oder Totenfest wird laut chinesischem Mondkalender am 4. oder 5. April des jeweiligen Mondjahres gefeiert. Es ist das wichtigste Opfer-Fest im chinesischen Raum. Im Zuge des Festes werden die Gräber der Ahnen besucht und nur kalten Speise gegessen. Der Besuch der Grabstätten ist sehr umfassend. Zuallererst werden die Gräber abgekehrt, um anschließend Nahrungsmittel, Blumen und gern gemochte Gegenstände der Toten davor legen zu können. Obendrein werden Weihrauchstäbchen angezündet und Totengeld verbrannt um böse Geister abzulocken. Neben der Trauer während dieser Zeremonie genießt man allerdings schon den Anblick einer wunderschönen Frühlingslandschaft. Eine weitere weit verbreitete Aktivität an diesem Qing-Ming-Fest ist das Drachensteigen. Dabei lässt man die Drachen sowohl am Tag, als auch am Abend, mit leuchtenden Lampions bestückt, steigen.12 

Esskultur

Wie in vielen anderen Kulturen auch, kam auch die Familie zu Mahlzeiten, religiösen Zeremonien und Festlichkeiten zusammen. Das Essen wurde traditionsgemäß an großen runden Tischen eingenommen, damit jeder die zubereiteten Mahlzeiten erreichen konnte. Grundsätzlich saß man auf Hockern, nur die älteren Mitglieder der Familie hatten die Ehre auf einem Stuhl zu sitzen. Den Beginn der Mahlzeit bestimmt die ältere Generation der Familie. Erst wenn sie mit dem Essen begonnen hat, darf auch der Rest anfangen. Das Geschirr pro Person besteht aus einer Reisschale, einem Teller, einem Paar Essstäbchen mit einem dazugehörigen Bänkchen zum Ablegen, einem abgeflachten Suppenlöffel und Löffel. Missgeschicke, wie das Fallenlassen der Essensstäben soll Pech bringen, aber auch das Kreuzen der Stäbchen ist strengstens verboten. Tee wird den ganzen Tag über getrunken, nicht jedoch zu den Mahlzeiten. Beim gemeinsamen Teetrinken wird darauf geachtet, dass der Schnabel der Teekanne von den am Tisch sitzenden Personen wegzeigt, wenn möglich in eine glücksbringende Richtung.13 
 

Tee

Glaubt man uralten chinesischen Gelehrten, so besteht einer der größten Genüsse des Lebens darin, Tee in einem Garten zu trinken. Er symbolisiert die reine Verbindung zwischen Mensch und Natur. Tee setzte sich aus zarten Trieben und heißem Wasser zusammen und galt in dieser Form als Inbegriff für Natur. Gründe für das Trinken von Tee waren zur Stärkung der Gesundheit, Anregung der Verdauung und Stabilisierung des inneren Gleichgewichts. Teetrinken gehörte zum spirituellen und kulturellen Lebensstil des chinesischen Volkes, wobei der Tee stets in kleinen Schälchen serviert wurde, um nicht so schnell an Aroma zu verlieren.14 

Pflanzen

Pflanzen konnte man sich vom chinesischen Leben überhaupt nicht wegdenken. Sie wurden im Haus genauso gehalten, wie im Gartenhof. Für sie brachten die Pflanzen die Natur in ihre Umgebung und ins Haus. Auch das zusammenstellen von Gestecken gehört seit Jahrhunderten zu den Tätigkeiten der oberen Schicht. Für diese pflanzlichen Dekorationen gelten unter anderem die typischen Grundsätze des chinesischen Innenraums, nämlich Naturtreue, gewachsene Struktur, rhythmische Vitalität und Ausdruckskraft. Auch sehr wesentlich ist die Unregelmäßigkeit bei den Pflanzen. So sollten Blüten- und Blattstängel eine ungerade Zahl aufweise, weil sie die dynamisch Irregularität der Lebenskraft vermitteln. Außerdem sollten die Farben der Blumen auf die des Gefäßes abgestimmt sein.15 

Farbe

In der Zeit der Ming-Dynastie spielten Farben im Innenraum der Chinesen keine sehr große Rolle. Erst in der darauf folgenden Qing-Dynastie entdeckten die Chinesen ihre Liebe für farbenprächtige und üppige Objekte. Darauf hin nahmen kräftige Rot-, Gold-, Türkis- und Gelbtöne Einzug in den chinesischen Wohnstil. Generell kann man sagen, dass die Farbsymbolik in China schon immer von hoher Wichtigkeit war. Denn man verband Farbe mit den fünf Elementen Wasser, Feuer, Holz, Metall und Erde. Die Grundsätze des Yin und Yang bezogen sich auf die Farbeigenschaften. 

Schwarz symbolisierte beispielsweise das Yin oder das Weibliche, den Mond, das Wasser, den Winter und Verjüngung. Zugleich ist schwarz laut traditionellen chinesischen Himmelsrichtungen der Norden und weckt das Begehren nach Weisheit. Die Farbe Rot steht für das Yang oder das Männliche, die Sonne, das Feuer, den Sommer und Geschäftstätigkeit. Rot steht in Beziehung zum Süden und hegt den Wünsch nach dem Extra. Gelb symbolisierte die Erde und den Mittelpunkt, gleichzeitig war es aber auch die Farbe des Kaisertums. Die Farbe grün bezieht sich auf die Himmelsrichtung des Ostens und umfasst die Pflanzenwelt, Nahrung und den Frühling. Weiß betrachtet man als Farbe des Tiergottes und des Westens. Alle weiteren Bedeutungen haben positive und negative Seiten. Die positiven Seiten deuten Weiß als Symbol der Reinheit, Unsterblichkeit und Trauer. Das Gegenteil dazu kennzeichnet den Herbst, Tod, Metall, Waffen, Krieg und Bestrafung.16 
 
 

Möbel 
 

Auch bei den Möbeln bemühen sich die Chinesen schon seit mehreren Jahrhunderten um Naturverbundenheit und Ausgeglichenheit. Chinesische Möbel sollten dem Körper in erster Linie Bequemlichkeit verschaffen. Während der Herrschaft der Ming (1368 – 1644) wurden die Möbel so proportioniert, dass die Körperhaltung der Menschen in allen Richtungen ausgeglichen werden konnte. Eine gute Haltung symbolisierte Gesundheit und innere Gelassenheit und das Qi konnte ungestört durch den Körper fließen. Die Möbelstücke der Ming-Zeit drücken einen gewissen Stolz und Schwerelosigkeit aus. Im Gegensatz dazu bezeichnet man die Möbel aus der Zeit des Qing (1644 – 1911) eher als überladen und schwer. Die Ming-Dynastie wurde aufgrund seiner vielen Besonderheiten bei den Möbeln von den Chinesen als klassische Ära bezeichnet. Geprägt wurde der Ming-Stil von Gelehrten, Dichtern und Künstlern, die Handwerker beauftragten Möbel zu erstellen, die die unterschiedlichen Leidenschaften von ihnen beinhalteten. Dabei sollten Mobiliar und Architektur ein wenig Natur in das Umfeld der Städte bringen. Chinesische Möbel hatten stets eine dekorative und künstlerische Funktion. Jedes Möbelstück ist wichtiger Bestandteil des Innenraums. Zur Herstellung der Möbel wurden, wie beim Hausbau, kaum Nägel verwendet, denn so konnten sie leichter transportiert werden. Man arbeitet viel mehr mit Gehrungen und Verzapfungen, wobei bei Haus, Möbel und Wohnaccessoires immer das selbe Holz verwendet wurde.

Der Ursprung des Sessels, wie wir ihn kennen, liegt bei einem asiatischen Steppenvolk. Es entwickelte eine Art Klappsessel, der auch mit auf die Jagd genommen werden konnte. Mit den Jahren entstand schließlich der heutige Sessel, dessen Sitzhöhe, im asiatischen Raum, Auskunft über den Status einer Person gab. Zur Zeit der Tang-Dynastie etablierten sich die Sessel fast in allen Gesellschaftsschichten und markierte somit einen groben Unterschied zur restasiatischen Tradition. Die chinesischen Stühle unterscheiden sich von den westlichen häufig in der Größe der Sitzfläche. Erstere haben meist eine größere Sitzfläche, damit man auch mit gekreuzten Beinen sitzen konnte. Diese Art von Stuhl wird auch Luohan-Sessel, nach einem buddhistischen Heiligen, genannt. Die Anordnung der Möbelstücke erfolgte entlang einer Nord-Süd-Achse, wobei der bedeutendste Sessel in Richtung Süden blickt. Der Rest der Einrichtung wurde rund um diesen wichtigen Sessel angeordnet.

Das Bett, auch Bestandteil des Mobiliars, hatte eine besondere Bedeutung. Es konnte in der Nacht mit Hilfe von Vorhängen zu einem eigen Raum ungewandelt werden, der im Winter obendrein auch sehr gut vor Kälte schützte. Da die mächtigeren Männer ihre Gäste überwiegend in den Repräsentationsräumen empfingen und dort Verhandlungen durchführten, trafen die Frauen ihre Gäste im privaten Wohnbereich des Hauses. Das Bett, samt Stühle und niedrigere Tischchen, stellte den Kernpunkt im Leben der Hausherrin dar und war mitunter auch der wichtigste Teil der Mitgift. Im Allgemeinen wird es vermieden gegenüber dem Bett einen Spiegel anzubringen, denn er könnte die Qi-Energie des Schlafenden entziehen. Außergewöhnlich ist auch, dass drei Seiten des Bettes eingerahmt sind, was den Schlafenden in der Nacht schützen soll.

Einer der komfortabelsten Möbel der Repräsentationsräume ist der Luohan chang, oft auch Opiumbett genannt. Es ist ein verlängerter Stuhl, auf dem man sitzen und liegen kann. In den meisten Fällen ist der Luohan chang die prächtigste Sitzgelegenheit des Hauses, von dem aus der Haushaltsvorstand stets seine Familie führte.

Ein weiteres Möbelstück, der Tisch, orientierte sich in seiner Form immer am Zweck für den er verwendet wurde. So hatte beispielsweise die obere Schicht für Essen, Arbeit und Spiel jeweils einen eigenen Tisch. Die ärmeren Menschen benutzen vorwiegend einen Tisch für mehrere Tätigkeiten. Prinzipiell konnte man jedoch feststellen, dass Esstische gewöhnlich rund waren und Altartische schmal und rechteckig. Tische mit quadratischem Aussehen dienten als Schreibtische für Beamte, Künstler und Gelehrte oder als Spieltisch. Die Stile der unterschiedlichen Tische ging von einfach bis sehr kunstvoll.17 
 
 
 

Textilien 
 

Die Textilien der Chinesen zählten schon immer zu den prunkvollsten und farbenreichsten ihrer Art und sind demnach auch schon sehr lange beliebt. Bereits die Römer erwarben kostbare Seidenstoffballen aus dem Land mit den vielen Geheimnissen. Später entwickelte China Handelsbeziehungen zum Nahen Osten. Die heiß begehrten Luxusgüter, wie kunstvolle Wandbehänge und Handarbeiten, wurden auf der sagenumwobenen Seidenstraße in den Westen transportiert. Zwischenzeitlich wurden die Handelswege allerdings so gefährlich, dass sie erst durch den Mongolenherrscher Dschingis Khan wieder passierbar wurden. Während der Yuan-Dynastie exportierte man viele textile Schmuckstücke in den Westen, der somit im Sturm erobert wurde. Die anschließende Dynastie der Ming verfolgte eine eher fremdenfeindliche Politik und stoppte daher den Export der chinesischen Textilien. Da die Nachfrage nach der beliebten Seide, den Stickereien und den Wandbildern natürlich aufrecht blieb, versuchten die Weber in Europa die chinesischen Stoffe nachzuahmen. Es wurden buddhistische Gewänder genauso kopiert, wie indischer Chintz und persische Teppiche.18 

In der Epoche des Barock bereicherten die Chinatextilien, die ohnehin bereits üppig ausgestatteten Innenräume, in Europa. Bibliotheken, Salons und Ballsäle wurden mit chinesischen Teppichen in Raumhöhe geschmückt. Auch Betten und Sofas wurden mit reich bestickten Decken und Seidenkissen ausgestattet. Die Dekotextilien aus Zentralasien erfreuten sich bald immer größerer Beliebtheit, bis sie fast jeden Winkel der Häuser zierten. Langsam begann sich jedoch die Begeisterung für China zu verflüchtigen, denn England lüftete die Geheimnisse um die Seidenproduktion und begann selbst Seide zu produzieren. Die ersten Stoffe wurden ebenso aufwendig mit Gold- und Silberfäden bestickt. Auffallend ist jedoch, dass sich die Ornamente immer mehr von den originalen chinesischen Vorlagen abheben und einen eigenen europäischen Stil entwickeln. Fakt ist, dass das chinesische Volk in der Ming-Zeit die Textilien in einer ganz anderen Weise für den Innenraum nutzte als der Europäer. Die Stoffe setzten stets nur Akzente und fügten sich schlicht in die Räume ein. Anders in Europa. Hier waren die Textilien ein wesentlicher Bestandteil der üppigen Innenraumgestaltung.19 

Vor ca. 100 Jahren erlebte der Ming-Stil in den Stoffen der Jugendstils eine Art Comeback, denn der Jugendstil ist geprägt von gotischen, rokoko und fernöstlichen Elementen. Seine typischen Merkmale waren der Natur nachempfundene Muster und Motive, die unter anderem die Harmonie des chinesischen Designs wieder spiegelten. Auch heute begeistert man sich noch immer für alte chinesische Textilien. Die aktuellen Designs der Chinesen sind vorwiegend von der Qing-Dynastie (18. Jhdt.) beeinflusst. Daneben lassen sich auch bereits Designer aus Nordamerika von der wunderbaren Geschichte Chinas inspirieren. Obwohl die Textilkünste in Europa vielfach falsch verstanden wurde, prägte sie deren Designs erheblich. Heutige Musterentwerfer sind viel mehr an der Authentizität interessiert und orientieren sich an echten chinesischen Motiven ältere Epochen.20 

Stickereien

Das Sprichwort „Schöne Federn machen einen schönen Vogel“, deutet auf die Wichtigkeit der Details von dekorativen Arbeiten hin. Die Kunst der Stickerei ist eine Volkskunst, die früher voll und ganz von Frauen ausgeübt wurde. In ländlichen Gebieten begannen die Mädchen bereits in jungen Jahren ihre Aussteuer zu nähen. Im Falle einer Hochzeit zeigte die selbst genähte Aussteuer, der Familie des Bräutigams, die Fertigkeiten der Braut. Auch während der Schwangerschaft und nach der Geburt wurden Kinderkleidung selbst genäht und bestickt. Mit den Jahren wurde diese Kunstfertigkeit von der Mutter an die Tochter weitergegeben. Die meisten Stickereien waren richtige Schmuckstücke. Daher wurde auch großen Wert auf die Wahl der Farben gelegt. Prinzipiell konnte der Fantasie jedoch freien Lauf gelassen werden. Aus diesem Grund kommt den Stickereien vermutlich auch große Bedeutung im In- und Ausland zu.21 


 

Literaturverzeichnis 

Buch

Quinn, B. (2003): Wohnstile der Welt. China. München: Christian Verlag 

Internet

China Internet Information Center (2003): Chinas traditionelle Feste. URL: http://www.china.org.cn/german/96728.htm [Stand: 02-01-2005] 

Odendahl, W. (1999): Chinesische Keramik. URL: http://www.chinalink.de/kultur/kunst/keramik/index.html [Stand: 29-12-2004] 

Kulturmagazin: Stickerei. URL: http://www.china.org.cn/german/605.htm [Stand: 02-01-2005] 

Mei Shi-Bührig: Das Essen. URL: http://www.meishi.de/china/essen.htm [Stand: 02-01-2005]


1 Vgl. Quinn (2003), S. 18


2 Vgl. Quinn (2003), S. 20


3 Vgl. Quinn (2003), S. 20ff.


4 Vgl. Quinn (2003), S. 22ff.


5 Vgl. Quinn (2003), S. 28


6 Vgl. Quinn (2003), S. 34


7 Vgl. Quinn (2003), S. 36


8 Vgl. Quinn (2003), S. 42


9 Vgl. Quinn (2003), S. 44f.


10 Vgl. Quinn (2003), S. 48


11 Vgl. URL http://www.china.org.cn/german/96728.htm


12 Vgl. URL http://www.china.org.cn/german/96728.htm


13 Vgl. URL: http://www.meishi.de/china/essen.htm


14 Vgl. Quinn (2003), S. 62


15 Vgl. Quinn (2003), S. 66


16 Vgl. Quinn (2003), S. 84ff.


17 Vgl. Quinn (2003), S. 94ff.


18 Vgl. Quinn (2003), S. 118f.


19 Vgl. Quinn (2003), S. 120ff.


20 Vgl. Quinn (2003), S. 122f.


21 Vgl. URL: http://www.china.org.cn/german/605.htm