Subkultur
Der Begriff „Subkultur“ stammt aus dem Lateinischen und ließe sich mit „Unter-Kultur“
übersetzen. Erstmals zur Anwendung kam der Begriff in den 40er Jahren des 20.
Jahrhunderts.
Als Subkultur wird eine in sich geschlossene gesellschaftliche Teilkultur
verstanden, die sich in ihren Institutionen, Werten, Normen, Bedürfnissen,
Verhaltensweisen und Symbolen von der gesellschaftlich dominierenden Kultur
unterscheidet, aber auch in Klassenlage, Alter, Beruf oder Herkunft. Diese
Teilkulturen führen innerhalb der Gesamtkultur ein Eigendasein. Die
Abweichungen einzelner Subkulturen von einer Normkultur können hinsichtlich der
Intensität ihrer Ausprägungen variieren, weshalb sie sich auch in der
gesellschaftlichen Akzeptanz unterscheiden.
In der Soziologie dient das Konzept der Subkulturen zur Beschreibung und
Erklärung folgender Phänomene:
-
abweichendes,
delinquentes oder kriminelles Verhalten;
-
charakteristische
Eigenschaften und Verhaltensformen gesellschaftlicher Gruppen, Schichten oder
Rassen;
-
zeitgenössische
Wertorientierungen und Lebensstile.
Seinen Ursprung hat das Konzept der Subkultur in den 40er und 50er Jahren
des 20. Jahrhunderts, als Versuch Regelmäßigkeiten im abweichenden Verhalten
Jugendlicher nachzuweisen. Man kam zu dem Ergebnis, dass diese Jugendlichen
vorwiegend aus sozialen Unterschichten stammten und aus Mangel an Perspektiven
bewusst die Werte und Ziele der dominanten Kultur verletzten. In den 70er
Jahren wurde dieser Ansatz um folgende Differenzierung erweitert:
-
bewusst
kriminell ausgerichtete Subkulturen
-
sich durch
Gewalt und Aggression auszeichnende Subkulturen
-
Subkulturen
mit gesellschaftlicher Rückzugstendenz
Eine kriminelle oder delinquente Subkultur ist somit ein Komplex von
Werten, Normen und Verhaltensweisen, den Menschen in der gleichen Soziallage
ausbilden und der sich gegen die herrschenden Verhaltensregeln richtet, worin
ein wesentlicher Faktor für Kriminalität gesehen wird.
Die Zugehörigkeit zu und Teilnahme an Subkulturen lässt sich nach dem
Kriterium der Freiwilligkeit unterschieden:
-
Unfreiwillige
Subkulturen entstehen durch soziale Diskriminierung und Unterprivilegierung
(z.B. ethnische Minderheiten, kriminelle Banden, Aussiedler, Obdachlose, etc.).
-
Freiwillige
Subkulturen hingegen stellen eine bewusste Alternative zu den Werten und Normen
der dominierenden, anonymen Kultur dar. Ziel der Mitglieder, die aus
unterschiedlichen Gesellschaftsschichten stammen können, ist eine Verbesserung
der Lebensumstände (z.B. religiöse Gemeinschaften, politische Gruppen,
Drogenszene, etc.). Häufig kommt der Begriff der Gegenkultur als Synonym für
diese Ausprägungsform der Subkultur zur Anwendung.
Je nach Art ihrer Zielsetzung lassen sich Subkulturen in progressive und
regressive unterteilen:
-
Progressive
Subkulturen streben nach der Veränderung oder Aufhebung bestehender
Herrschaftsverhältnisse. Hierbei unterscheidet man weiter zwischen rationalen Subkulturen,
die rational-analytische Züge tragen (z.B. politische Gruppen) und emotionalen,
die individualistisch-subjektivistisch motiviert sind
(z.B. Hippies, esoterische Gruppen).
-
Regressive
Subkulturen tendieren zur Erhaltung oder Wiederherstellung traditioneller
gesellschaftlicher Standards (z.B. Rechtsradikale, Kriminelle, etc.).
Jede Subkultur verfügt über ihren eigenen Stil, der sich aus folgenden drei
Komponenten zusammensetzt und Rückschlüsse über die Intensität der Bindung der
Mitglieder sowie die Position zu den herrschenden Wertmaßstäben zulässt:
-
Image:
äußeres Erscheinungsbild
-
Haltung:
körperlicher Ausdruck, Körpersprache
-
Jargon: spezielles
Vokabular oder Slang
Hinsichtlich des Einflusses von Subkulturen auf den gesellschaftlichen
Wandel gehen die Meinungen auseinander. Während Herbert Marcuse Subkulturen wie
der Studentenbewegung oder den Hippies durchaus Veränderungspotenzial zusprach,
schätzt das Centre of Contemporary Cultural Studies den Einfluss
eher gering ein.
Kritik am Modell der Subkultur äußert sich dahingehend, dass das Konzept
auf eine rein deskriptive Kategorie reduziert wird und damit die
Stigmatisierung subkultureller Gruppen fördert. Wird die dominierende Kultur
als Maßstab herangezogen, führt dies unweigerlich zu einer Unterbewertung aller
abweichenden Kulturen. Zusätzlich mangelt es der Theorie von Subkulturen an
Dynamik und damit verbunden einer Berücksichtigung gesellschaftlicher
Entwicklungen und aktueller Problemkreise. So finden etwa Mädchen oder Frauen
und eine im Zuge der Frauenbewegung entstandene Frauenkultur keinerlei
Berücksichtigung.
Quellen
Brake, M. (1981): Soziologie der jugendlichen Subkulturen; New
York/Frankfurt: Campus Verlag
Fuchs-Heinritz, W. et al. (1995): Lexikon
zur Soziologie, 3. Auflage; Opladen:
Westdeutscher Verlag
Reinhold, G., Recker, H. (2000): Soziologie-Lexikon;
Wien/München: Oldenbourg
Schwendtner, R. (1973): Theorie der Subkultur;
Köln: Kiepenhauer-Wirsch
Weiterführende Literatur
Ferchhoff, W. (1990): Jugendkulturen im 20.
Jahrhundert: Von den sozialmilieuspezifischen Jugendsubkulturen zu den individualitätsbezogenen Jugendkulturen; Frankfurt:
Peter Lang
Lindner, W. (1996): Jugendprotest
seit den Fünfziger Jahren: Dissens und kultureller Eigensinn; Opladen: Leske+Budrich
Weiterführende Links:
http://de.wikipedia.org/wiki/Subkultur
http://www.geocities.com/Area51/Labyrinth/8584/stuff/culturedef.html
http://highered.mcgraw-hill.com/sites/0072486694/student_view0/glossary.html
http://wordnet.princeton.edu/perl/webwn
http://en.wikipedia.org/wiki/Subculture
http://www.wordreference.com/definition/subculture
http://www.answers.com/topic/subculture