Trendforschung

Im gemeinen Sprachgebrauch meint man mit dem Wort „Trend“ etwas, das gerade "in" ist, wobei „etwas“ in aller Regel den Zeitgeschmack, die Konsumgewohnheiten bezeichnet. Versucht man eine formalere Definition, so kann „Trend“ wie folgt definiert werden:

 

„[...] die Grundrichtung der statistisch erfassten Entwicklung einer Zeitreihe. Umfasst längere und lange Zeiträume, stellt stets einen Ausschnitt dar und ist demzufolge auch in der Geltung begrenzt. Für die Vergangenheit besitzt der Trend nur einen Feststellungswert, in die Zukunft lässt er sich nicht verlängern wegen der Unvorhersehbarkeit von außen wirkender Einflüsse.“ (Meyers Großes Taschenlexikon)

 

Der Terminus „Trend“ bezeichnet somit den zeitlich messbaren Verlauf einer Entwicklung in eine bestimmte, quantitativ zu- oder abnehmende und/oder qualitative Richtung. In wirtschafts- und sozialwissenschaftlicher Hinsicht bezeichnen Trends im Konkreten die Veränderungen des Werte- und Verhaltensgefüges der Gesellschaft.

 

Zeitliche Entstehung und Abgrenzung zu „Zukunftsforschung“

Trendforschung im heute geläufigen Sinn gibt es erst seit Ende der achtziger Jahre.

Allerdings sind bereits in den 60er Jahren so genannte „Zukunftsforscher“ in die wissenschaftliche Gefilde eingedrungen. Grob gesprochen versuchten sie, die  v.a technologische und ökonomische Entwicklung der (damaligen) Wachstumsgesellschaft in die nächsten Jahrzehnte zu extrapolieren und gesellschaftliche Konsequenzen daraus abzuleiten. Charakteristisch für diese Art der Forschung war neben der dominanten Vorstellung einer sich linear weiterentwickelnden Gesellschaft die meist gesellschaftskritische Note der Prognosen. In den achtziger Jahren konnte die gesellschaftliche Entwicklung allerdings nicht mehr als linear verstanden werden, weshalb u.a. die neue Spezies der „Trendforscher“ hinzukam.

 

Anders als den Zukunftsforschern machen die Trendforschern weniger den "harten Kern" der gesellschaftlichen Entwicklung zum Gegenstand ihrer Befassung, als vielmehr um den Bereich des Ephemeren [„ephemer = nur kurze Zeit bestehend“]: um Mode, Konsum, Freizeit, Unterhaltung. Somit wird auch der Gesellschaftskritik in der Trendforschung ein  untergeordneter Stellenwert beigemessen.

 

Die sozialwissenschaftliche Trendforschung wird oft von größeren Marktforschungsinstituten angeboten, die ohnehin in regelmäßigen Abständen Erhebungen zu Wertvorstellungen, Konsumpräferenzen und Freizeitaktivitäten durchführen. Trendforschung interessiert sich für kulturelle, soziale, ästhetische Phänomene, die gesellschaftlichen Wandel markieren. Man schließt dann aus beobachteten Veränderungen auf künftige Entwicklungen. Trendforschung ist „Denken in Netzen“: alles ist grundsätzlich interessant, alles ist gleichzeitig präsent, alles ist eine potentielle Datenquelle.

 

Die Entwicklung eines Trends

Ein weitgehend anerkanntes und empirisch belegtes Modell für den Entstehungsprozess eines Trends besagt, dass diese im sozialen Raum entstehen. Bestimmte soziale Gruppen (Oberschicht, Mittelschicht, Subkultur) initiieren einen Trend, die anderen folgen.

 

Die ersten Signale neuer Trends („weak signals“ oder „schwache Signale“) finden sich vor allem bei gesellschaftlichen Gruppierungen, die im Spannungsfeld von traditionellen Wertvorstellungen ("einen Beruf für´s Leben lernen") und neuen gesellschaftlichen Anforderungen ("mobil, flexibel sein") leben und dies in ihrem Lebensstil aktiv zum Ausdruck bringen. Solche Gruppen sind häufig bestimmte Jugendszenen (Beispiel "Punk", "Grunge", "Hip-Hop") oder bestimmte Berufsgruppen, die unter hohem Flexibilitäts- und Mobilitätsdruck leben. Die Stile solcher Szenen repräsentieren auf extreme Weise Bedürfnisse und Stilisierungen.  Die Verbreitung neuer Trendsignale passiert zum Beispiel über Designer, Medien, Marketing etc.

 

Trends enden also nicht bei den "trendy people" enden, sondern dringen in alle Gruppierungen der Gesellschaft, wenn auch in modifizierter und immer unauffälligerer Weise.  Dieser Prozess braucht Zeit. Allerdings meist weniger aus technischen, sondern vor allem aus psychologischen Gründen. Bis die unterschiedlichen Milieus die neuen Symbolisierungen jeweils an ihre eigene Psyche und Lebenswelt adaptiert haben, vergehen Jahre. Die Lebensdauer eines Trends im sozialwissenschaftlichen Sinn wird im Übrigen mit etwa übereinstimmend mit etwa 15 Jahren angegeben.

 

Zusammenfassend lässt sich somit sagen, dass es bei jeglicher Art von  Trendforschung darum geht, möglichst früh die „weak signals“ zu erkennen, ihre Tragfähigkeit zu beurteilen und mögliche Anpassungen an die Bedürfnisse und ästhetischen Normen verschiedener Zielgruppen zu berücksichtigen.

 

Methoden der Trendforschung

Zwar findet man vielerlei methodische Klassifikationen der Trendforschung, doch sind die wesentlichen Instrumente Inhaltsanalysen von Medien mit frühen Inhalten, Experten-Interviews, Teilnehmende Beobachtung, Think Tanks (interdisziplinäre Forschungsteams), uvm. Dabei ist auch immer wichtig auch die Motive, die hinter den Stilisierungen stecken zu erkunden: Geht es um Sehnsucht nach der Natur, um hedonistischen Lustgewinn, um Askese?

 

Trendforschung - Internet- und Literaturtipps:

http://www.sommer-research.com/Texte/Trend_D.PDF

Sommer, Carlo M: Alles Trend oder was? Über Moden, Trends und Trendforschung.

http://www.stmugv.bayern.de/de/service/umweltbildung/bayernweite_projekte/marketing/trendforschung.pdf  Thessenvitz σ Marketing. Trendforschung –Arbeitsunterlagen.

http://www.mresearch.at/dokumente/news_trendforschung.pdf.    Spezialthema. Die Trendforschung

http://www.4communication.de/html/TrendforschNetzZeichen.html

http://www.horx.com/Trendforschung.aspx

www.austriatourism.com  Interessante Studien im Bereich der Tourismusforschung!!

http://www.sbg.ac.at/init/ETC/ETC-das SalzburgerKompetenzzentrum f%C3%BCr e-Tourismus - DI Manu.pdf

Salzburg Research Forschungsgesellschaft mbH www.salbrugresearch.at

http://www.studien.at/startseite.html Tourismusstudien Online Austria

http://tourism.wu-wien.ac.at/forschung/index.html

http://www.tu-harburg.de/stadtplanung/html/ab/ab_107/ag_4/downloads/ws05/umweltplanung/methoden-zukunftsforschung_sfz-wb21.pdf

http://www.bmsg.gv.at/cms/site/detail.htm?channel=CH0078&doc=CMS1120471484646 

Bundesministerium für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz

Jugendkulturphänomene – 6 Trends

http://www.jugendkultur.at

 

Appel, Cornelia (2003): Die 3SC Trendforschung, Ein kontinuierliches Programm
zur Beobachtung des soziokulturellen Wandels von Sinus Sociovision.
393-400 In: Sozialwissenschaften und Berufspraxis, Hrsg.: Berufsverband Deutscher Soziologinnen und Soziologen, Nr.4 Jg.26/2003, Berlin.

Baacke, Dieter/ Ferchhoff, Wilfried/ Vollbrecht, Ralf (2000) : Trendforschung. Alltagskulturen und Jugendkulturen. Vs Verlag: Wiesbaden.

 

Eggert, Ulrich (1999) : Konsumenten-Trends  : worauf Sie sich einstellen müssen, um Erfolg zu haben  / Ulrich Eggert . - Regensburg [u.a.]  : Metropolitan- Verlag: Regensburg.

 

Horx, Matthias/ Wippermann, Peter (1996): Trendbüro. Was ist Trendforschung. Econ: Berlin.

 

Opaschowski, Horst W. (2001): Tourismus. Eine systematische Einführung - Analysen und Prognosen. Leske + Budrich Verlag: Wiesbaden.

 

Wopp, Christian (2005): Handbuch zur Trendforschung im Sport. Welchen Sport treiben wir morgen?. Meyer & Meyer Sport: Aachen.

 

Rust, Holger (1997): Das Anti-Trendbuch, Klares Denken statt Trendgemunkel.
Wirtschaftsverlag G. Ueberreuter: Wien.