Rahmenbedingungen touristischer Mobilität

Christian Steckenbauer

 

Tourismus kann nicht isoliert von gesellschaftlichen Einflussfaktoren betrachtet werden. Gesellschaftliche Entwicklungen beeinflussen das „System Tourismus“ insgesamt und die touristische Mobilität innerhalb konkreter Gesellschaften im besonderen. Diese Einflüsse prägen Tourismus sowohl quantitativ – haben also Auswirkungen auf die (à) Reiseintensität – als auch qualitativ – bestimmen mit, welche Urlaubs- und Reiseformen auf den touristischen Märkten Konjunktur haben ((à) Resort Cycle).

 

Das Modell der „Rahmenbedingungen touristischer Mobilität“ verdeutlicht die Wirkung verschiedener externer Einflussfaktoren auf die touristische Mobilität. Unter „Natur und Umwelt“ sind die natürlichen Umgebungsbedingungen (Klima, Landschaft etc.) subsumiert, „Staat und Politik“ fasst im wesentlichen die sozio-politischen Rahmenbedingungen für Reisen (Rechtsordnung, Visapflichten etc.) zusammen. Mit „Wirtschaft“ schließlich wird auf gesamtwirtschaftliche Entwicklungen eines konkreten Herkunftslandes Bezug genommen (Einkommens- und Konsumstrukturen, Arbeits- und Produktionsbedingungen etc.). Wie wir aus der jüngeren Vergangenheit wissen, haben gerade ökonomische Entwicklungen massiven Einfluss auf die touristische Mobilität (Beispiel Deutschland), wenn auch in viel weniger linearer und komplexerer Weise als bisher angenommen.

 

Modell der Rahmenbedingungen der touristischen Mobilität

Quelle: Grümer 1993: 18

 

Aus sozialwissenschaftlicher Perspektive sind natürlich die sozio-strukturellen und sozio-kulturellen Einflussfaktoren interessant. Darunter fallen etwa folgende Faktoren:

 

Weitere Faktoren in diesem Zusammenhang wären die veränderte Berufsstruktur oder das höhere Zeitbudget (wenn auch aktuelle Entwicklungen wieder in eine andere Richtung weisen), die ebenfalls die Entwicklung der touristischen Mobilität in den letzten Jahrzehnten mit beeinflusst haben.

 

Die sozio-kulturellen Einflussfaktoren ((à Wertewandel; (à) Lebensstil) schließlich bestimmen den Stellenwert von Freizeit und Tourismus im Verhältnis zur Arbeit („Leben um zu Arbeiten“ versus „Arbeiten um zu Leben“.). Ein höherer Stellenwert der Freizeit in der individuellen Lebensplanung hat auch Auswirkungen auf den Tourismus: hinsichtlich der Intensität des Reisens und auch der Auswahl und Entwicklung der touristischen Destinationen und konkreten Angebote.

 

Dieses Modell stellt natürlich nur eine grobe Vereinfachung dar: weder sind die Einflussfaktoren vollständig (technologische Entwicklungen etwa wurden völlig ausgeklammert), noch sind die Wechselwirkungen zwischen den Bereichen und die Rückkopplungen vom Tourismus (z.B. in Richtung der Wirtschaft oder der Kultur) dargestellt. Dennoch scheint dieses Modell – gerade wegen seiner Einfachheit – sehr geeignet, die starke Abhängigkeit der touristischen Entwicklungen von anderen Bereichen (die im Diskurs oft grob vernachlässigt wird) zu verdeutlichen.

 

 

Quelle: Grümer, Karl-Wilhelm (1993): Gesellschaftliche Rahmenbedingungen für Mobilität/Tourismus/Reisen. In: Hahn, Heinz und Kagelmann, Hans-Jürgen (Hg.): Tourismuspsychologie und Tourismussoziologie. Ein Handbuch zur Tourismuswissenschaft. München. S. 17 ff.

 

Hinweis: Im Rahmen der jährlich durchgeführten groß angelegten „Deutschen Reiseanalyse“ wird die Entwicklung der touristischen Mobilität der Deutschen bzw. das konkrete Reiseverhalten deutscher Reisender erforscht. Durchgeführt wird diese Studie von der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen. Zentrale Ergebnisse finden sich unter: www.fur.de

 

Links:

Statistik Österreich       www.statistik.at

Österreich Werbung     www.austriatourism.com (B2B), www.austria.info

Tourismus Marketing Informationssystem         www.tourmis.com

Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen                 www.fur.de

World Tourism Organization                www.world-tourism.org

World Travel & Tourism Council         www.wttc.org

European Travel Commission   www.etc-corporate.org

Tourismusstudien         www.studien.at