Performativer Charakter touristischer Dienstleistung

 

Die Werterstellung im Tourismus hat einen dualen Charakter. Zum einen ist das Produkt fix vorgegeben und kann nicht oder nur mit hohem materiellem Aufwand verändert werden (z.B: Natürliche Sehenswürdigkeiten, ein Hotelareal), zum anderen bestimmen die darbietenden Charaktere und Organisationen maßgeblich, wie das Produkt erlebt wird.

 

Diese Erlebnisunterschiede sind Entscheidungsbasis ob das Erlebte/Konsumierte im nachhinein als positiv oder negativ beurteilt wird und somit auch dafür, ob die touristische Unternehmung und der Tourist erfolgreich waren oder nicht. Dabei gestalten nicht allein das Individuum und der Freizeitanbieter das Produkt. Wichtiger sind die sozialen Interaktionen zwischen den Touristen und den Mitarbeitern, die eine dahinterstehende Organisation vertreten. Auch die Intraaktion einer Gruppe bestimmt das Gesamterlebnis und somit das Produkt und die erhaltene Dienstleistung mit.

 

Ein Teil des Angebots ist somit vorgefertigt und bereits im Vorfeld fixiert. Das soziale und emotionale Erleben ist aber momentabhängig und nur bedingt zu planen. Der einzelne Konsument und Produzent generieren jeweils in der aktuellen Situation ein individuelles Produkt, seine/ihre persönliche Performance.

 

In der Organisationsforschung wird dieser Augenblick als „Moment of Truth“ bezeichnet. Das GAP-Modell (Zeithaml/Parasuraman/Berry 1992) zeigt mit den fünf Qualitätslücken wo Schwierigkeiten in der persönlichen Dienstleistung entstehen können. Unter Berücksichtigung der zeitlich begrenzten Interaktion zwischen Kunde und Anbieter kann dieses Modell auf den Freizeit- und Tourismusbereich angewendet werden. 

 

Schwierigkeiten bei der Leistungserstellung ergeben sich durch:

 

-          Intangibilität

-          Nicht kalkulierbare Beteiligung des Kunden

-          Gleichzeitigkeit von Konsum und Produktion

-          Beurteilung der Qualität nur aus Sicht des Konsumenten möglich

-          Fehlende Lager-, Speicherbarkeit des Gesamtprodukts

-          Messbarkeit der Leistung erfordert hohen Aufwand

-          Abhängigkeit der Produktivität von der Auslastung und der Nachfrage

 

 

Obwohl das Qualitätsmanagement für performative Dienstleistungen eine junge Disziplin darstellt, können aus der Betriebs- und Organisationsforschung Anleihen für den Freizeit- und Tourismussektor genommen werden.

 

Quellen : www.roterfaden.at

 

Bieger Thomas: Dienstleistungsmanagement, Verlag Paul Haupt, Bern 1998


Coleman Simon, Crang Mike: Tourism- Between Place and Performance, Berghahn Books, Oxford 2002

 

Zeithaml, Parasuraman, Perry: Gap-Modell in: Corsten Hans, Dienstleistungsmanagement, Oldenbourg, München 2001