Nachhaltigkeit im Tourismus

1.                             Begriffbestimmung

Synonyme: „sustainable“, „dauerhaft“, „naturverträglich“, „langfristig durchhaltbar“, „zukunftsfähig“, „integrativer Tourismus“, „sanfter Tourismus“

Der Begriff Nachhaltigkeit wurde bereits im 18. Jahrhundert geprägt. Hans Carl von Carlowitz, Oberberghauptmann am kursächsischen Hof in Freiberg (Sachsen), formuliert 1713 mit seiner „Sylvicultura oeconomica“ erstmals den forstwirtschaftlichen Nachhaltigkeitsbegriff: Schlage nur soviel Holz ein, wie der Wald verkraften kann! Soviel Holz, wie nachwachsen kann!

Nachhaltige Entwicklung ist jedoch erst 1992, seit dem „Erdgipfel“ in Rio de Janeiro ein globaler Begriff (Agenda21)! Das Ziel dieser größten Gipfelkonferenz des 20. Jahrhunderts ist die Befriedigung der menschlichen Grundbedürfnisse mit einer qualitativ hochwertigen Umwelt und einer gesunden Wirtschaft für alle Menschen der Erde miteinander in Einklang zu bringen.

2.                             Ziele und Voraussetzungen

Für einen umwelt- und sozialverantwortlichen Tourismus sind 4 Ziele notwendig:

Textfeld: Ziele + Voraussetzungen

 


Eine nachhaltige Tourismusentwicklung hat die Zielsetzungen alle Bereiche der nachhaltigen Entwicklung (Ökologie, Ökonomie, Soziales, Kulturelles) auf den Tourismus umzulegen. Eine einseitig umweltpolitisch ausgerichtete Tourismuspolitik kann also ebenfalls nicht den Anspruch erheben „nachhaltig“ zu sein. Daraus lassen für den Tourismus sechs Prämissen ableiten:

·      Intakte Natur- und Lebensräume sind die Voraussetzung für den Tourismus der Zukunft (Die ökologische Dimension).

·      Tourismus muss eingebettet sein in eine sektorübergreifende, regionsspezifisch vernetzte Wirtschaft (Die ökonomische Dimension).

·      Urlaubsregionen werden geprägt von selbstbestimmter kultureller Dynamik und sozialer Zufriedenheit (Die soziokulturelle Dimension).

·      Die Entwicklung und Anwendung von Management-Systemen für intensiv genutzte touristische Zielgebiete steht an.

·      Der Mensch steht als Gestalter der Tourismuspolitik im Mittelpunkt (Institutionelle Dimension).

·      Die Verantwortung der Quellgebiete und übergeordneter Systeme wird immer wichtiger.

 

Das Bundesministerium für wirtschaftliche Angelegenheiten hat im Zuge von Rio de Janeiro 1992 dem Institut für Integrativen Tourismus und Freizeitforschung (IITF) den Auftrag gegeben, in einem Bericht die historischen und konzeptionellen Grundlagen von „Nachhaltiger Entwicklung“ bzw. „Sustainable Development“ im Hinblick auf Tourismus und der Benennung von Zielen für eine nachhaltige Tourismusentwicklung zusammenfassend darzustellen.

 

Integrativer Tourismus strebt im Sinne einer Nachhaltigen Entwicklung die folgenden generellen Zielsetzungen an:

·      Ökologische Sicherung und Verbesserung, Minimierung von ökologischen Schäden

·      Erhaltung und Verbesserung der ökonomischen Grundlagen der am Tourismus teilhabenden Bevölkerung; Beitrag zur Armutsbekämpfung

·      Kulturelle Rücksichtnahme der Reisenden und soziale Verantwortung der Tourismuswirtschaft; Bildungsmöglichkeiten für Reisende und Bereiste und Beitrag zur Gendergerechtigkeit

·      Informierte Partizipation der Bevölkerung

Um diese Ziele zu erreichen, müssen tourismuspolitisch Verantwortliche und die Tourismuswirtschaft weltweit partizipative Rahmen schaffen, die es ermöglichen, dass Tourismusplanungen und -entwicklungen jeweils auf die Besonderheiten und Rahmenbedingungen der jeweiligen Destination abgestimmt werden:

Ökologische Dimension:

·      Nutzungsrate erneuerbarer Ressourcen muss unter der Nachwuchsrate liegen;

·      Verbrauch nicht erneuerbarer Ressourcen ist maximal so hoch wie simultane Erzeugung erneuerbarer Substitute und wird absolut minimiert;

·      Reststoff- und Abfallmengen dürfen nicht über dem Assimilationsvermögen der Umwelt liegen;

·      Einbringung in Endlagerstätten so gering wie möglich halten;

·      Vielfalt und ästhetischen Wert der Natur- und Kulturlandschaft erhalten.

Ökonomische Dimension:

·      Materielle und immaterielle Grundbedürfnisse befriedigen und sichern;

·      Mindestlebensstandard gewährleisten;

·      Menschlich geschaffenes Produktionssystem sichern und entwickeln.

Soziale Dimension:

·      Partizipation der Bevölkerung an Entscheidungen gewährleisten;

·      Emanzipation der Bevölkerung ermöglichen;

·      Menschliches Gesellschaftssystem gewährleisten und entwickeln.

 

3.                             Beispiele

Die „EU-Verordnung Nr. 1836/93 über die freiwillige Beteiligung gewerblicher Unternehmen an einem Gemeinschaftssystem für das Umweltmanagement und die Umweltbetriebsprüfung“ regelt den Aufbau eines umfassenden Umweltmanagementsystems. Ziel ist es, Unternehmen zu motivieren, innovative Maßnahmen zum betrieblichen Umweltschutz zu entwickeln und deren konkrete Umsetzung durch organisatorische Verankerung dauerhaft zu realisieren.

 

Das Österreichische Umweltzeichen für Tourismusbetriebe – das Zeichen für Urlaubsqualität mit dem Umweltplus!

Logo: UmweltzeichenDas Österreichische Umweltzeichen für Tourismusbetriebe ist ein Gemeinschaftsprojekt des Wirtschaftsministeriums und des Umweltministeriums und zeichnet Beherbergungs- und Gastronomiebetriebe für ihr Engagement in den Bereichen umweltfreundliches Management und soziale Verantwortung aus. Es steht für Qualität und Umweltbewusstsein in der österreichischen Tourismus- und Freizeitwirtschaft.

Weitere Informationen über den Weg zum Umweltzeichen, die Kriterien und eine Liste der bereits ausgezeichneten Tourismusbetriebe in Österreich finden Sie auf der Umweltzeichen-Homepage.

 

4.                             Weiterführende Literatur:

NN; Nachhaltigkeit; http://www.ht-elektronik.onlinehome.de/daten/Nachhaltigkeit.pdf

Baumgartner Christian; Nachhaltigkeit im österreichischen Tourismus – Grundlagen und Bestandsaufnahme; http://www.respect.at/media/pdf/pdf203.pdf

International Friends of Nature; Tourismus und Nachhaltigkeit im 21. Jahrhundert; http://www.nfi.at/deutsch/pdf/02_2003_DOC.pdf

Wöhler Karlheinz; Tourismus und Nachhaltigkeit; http://www.bpb.de/publikationen/DNR74Y,0,0,Tourismus_und_Nachhaltigkeit.html

http://www.eco-tip.org/Nachhaltiger_Tourismus/nachhalt.htm

Baumgartner Christian; Bewertungsmöglichkeiten von Nachhaltigkeit im Tourismus; http://www.nachhaltigkeit.at/monthly/2002-08/pdf/baumgartner_indikatoren.pdf

Baumgartner Christian; Operationalisierbares Meßsystem für Nachhaltigkeit im Tourismus http://www.respect.at/media/pdf/pdf201.pdf

NN; Geschichte der Nachhaltigkeit, aus Lexikon der Nachhaltigkeit; http://www.nachhaltigkeit.info/artikel/geschichte_748.htm