Kommunikationsfunktion (Freizeit)

Sarah Wild (0355351)

 

 

Soziologie spielt mitunter in Hinsicht auf die Erforschung und theoretische Behandlung der Freizeitthematik eine Hauptrolle, da Freizeit als soziales Phänomen in der industriellen Gesellschaft eine wichtige Position einnimmt und umfassende Bereiche der Freizeitgestaltung unmittelbar mit sozialer Interaktion in Verbindung stehen (z.B. Sport, Tourismus,….)

Einen weiteren Aspekt stellen in diesem Zusammenhang sozial relevante Faktoren oder Variablen, wie Position, Einkommen und Status, dar, die in hohem Maße Freizeitumfang und –verhalten bestimmen.

 

Obwohl Freizeit als „elemtentar-menschentümlich“ angesehen werden kann, im Sinne der Möglichkeit, dass jedes Individuum einen gewissen Zeitrahmen zur individuellen Gestaltung zur Verfügung hat, spielen zahlreiche soziologisch relevante Sonderausprägungen eine Rolle. Diese ergeben sich aus sozialsystemtypischen, ethnischen, religiösen, national-kulturellen oder schichtspezifischen Unterschieden.

Weiters ist in diesem Zusammenhang auch ein epochaler Wandel zu vermerken.

 

In Hinsicht auf das Freizeitverhalten kann grundsätzlich festgestellt werden, dass laut diesbezüglichen Studien, in 2000 mögliche Freizeitaktivitäten unterschieden werden kann. Jedoch werden nur 10-15 Aktivitäten am häufigsten genannt.

Laut LOGON-Institut rangieren Geselligkeit und der Wunsch nach sozialer Kommunikation, sowie der Umgang mit Familie, Freunden und Bekannten an zweiter Stelle.

 

Soziale Kommunikation bzw. soziale Interaktion wird aus soziologischer Sicht als äußerlich beobachtbare Wechselwirkung zwischen Individuen, mit dem Ziel der Abstimmung von Denken und Verhalten der Beteiligten bzw. konkretem Handeln bei Kooperationspartnern, verstanden.

 

Einen hohen Stellenwert innerhalb der Freizeitgestaltung nimmt der Bezug zu anderen Menschen ein. Oftmals rückt hierbei vor allem die Familie in den Vordergrund.

Horst Opaschowski, Professor für Erziehungswissenschaften und Leiter des B.A.T.-Freizeit-Forschungsinstituts, weist jedoch in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die Motivation für familiäres Zusammensein ihren Ursprung weniger in echter Primärbefriedigung und spontanem Bedürfnis hat, sondern vielmehr als Kompensation und/oder Ersatzbefriedigung für fehlende anderweitige soziale Kontakte angesehen werden kann. Familie nimmt somit in Hinsicht auf Freizeitgestaltung eine ambivalente Rolle ein.

 

Opaschowski sieht 3 Aspekte als charakteristisch für ein gelungenes Wochenende: dass die Freizeitgestaltung außerhalb des Hauses statt findet, dass Aktivitäten gesetzt werden sowie dass sie sozial-kommunikativ orientiert ist.

Er sieht Freizeit nicht mehr in Abhängigkeit zur Arbeit, sondern als „freie Zeit“, welche sich durch freie Wahlmöglichkeit, bewusste Entscheidungen sowie soziales Handeln auszeichnet.

 

In Hinsicht auf die Kommunikationsfunktion von Freizeitaktivitäten ist ebenso der immense Einfluss der neuen Kommunikationsmittel zu nennen. Giddens beschreibt ihre Wirkung folgendermaßen: „Die Welt kommt durch die verzögerungsfreie globale Informationsübertragung per Kabel oder Satellit direkt ins Haus, durchdringt alle Lebensbereiche und sorgt - langsam, aber sicher – für eine tiefgreifende Umstrukturierung des Alltagslebens (….) Das Zusammenleben erhält somit eine andere Dimension über scheinbar unüberwindbare Distanzen hinweg. Das Individuum ist angehalten, auf neue Einflüsse der Außenwelt zu reagieren und tut dies auch.“

Seit den 90er Jahren erfahren vor allem Mobiltelefon und Internet eine enorme Nachfrage, was die Informations-, Interaktions- und Kommunikationsmöglichkeit des Einzelnen um ein Vielfaches erhöht (à Chat, Internet-Surfen, etc.).

Hierbei sollte jedoch nicht außer Acht gelassen werden, dass im Bereich der modernen Kommunikationstechnologien eine soziale Differenzierung im Weltmaßstab offen zu Tage tritt. Wie bereits erwähnt, bedingen gewisse sozialsystemtypische Strukturgegebenheiten die Möglichkeiten in Bezug auf  Freizeitumfang und –gestaltung. Hinsichtlich der Nutzung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien kann festgestellt werden, dass sie aufgrund der besseren Infrastruktur, vorwiegend in Ländern der nördlichen Hemisphäre Verwendung finden (in Manhatten gibt es mehr Internetanschlüsse als in ganz Afrika).

 

Doch auch in Hinblick auf sozial relevante Faktoren können Erschwernisse in Bezug auf Freizeitgestaltung in Erscheinung treten. Aufgrund des hohen Stellenwerts von Geselligkeit und Kommunikation können, laut Opaschowski, bei Alleinstehenden, im Gegensatz zu Verheirateten, in mehrerlei Hinsicht Benachteiligungen beobachtet werden.

 

·        „Alleinlebende haben weniger Gelegenheit zur Befriedigung komplexer Bedürfnisse nach Geselligkeit, Anerkennung, Geborgenheit und Prestige.

·          Alleinlebende befinden sich häufiger im Konflikt mit sich und der Gesellschaft. Da die meisten unserer gesellschaftlichen Normen auf Familien bzw. Ehepaare zugeschnitten sind, erfahren viele Freizeitverhaltensweisen, die im Falle verheirateter Menschen als selbstverständlich gelten, keine soziale Billigung, wenn sie von Alleinlebenden ausgeführt werden“

 

(Horst Opaschowski 1988: „Psychologie und Soziologie der Freizeit“, Opladen: Leske und Budrich, S.67)

 

Links:

 

Internetnutzung im Vergleich: http://www.destatis.de/presse/deutsch/pm2004/p3260024.htm

Allgemeines zu Kommunikation: http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/KOMMUNIKATION/

Freizeitgestaltung mit Nutzung des Computer: http://wwwbruegge.in.tum.de/pub/Lehrstuhl/InformatikInDerGesellschaftSoSe2004/Folien_Freizeitgestaltung.pdf

Homepage von Horst Opaschowski: http://www.opaschowski.de/

BAT-Freizeit-Forschungsinstitut: http://www.bat.de/freizeit

 

 

Quellen:

 

Ernst M. Wallner, Margret Pohler-Funke (1978): Soziologie der Freizeit. Heidelberg: Quelle und Meyer. S.11,12,18

 

Horst Opaschowski (1988): Psychologie und Soziologie der Freizeit. Opladen: Leske und Budrich. S. 15, 67

 

Klaus Zapotocky et.al. (2002): Analyse der Gegenwartsgesellschaft 2. Linz. S. 80

 

Internet:

http://de.wikipedia.org/wiki/Zwischenmenschliche_Kommunikation (dl:6.Juni.06)

http://de.wikipedia.org/wiki/Horst_Opaschowski (dl:7.Juni.06)