Identitätsfindung in der Freizeit

Bevor auf die Identitätsfindung in der Freizeit genauer eingegangen wird, ist es notwendig die herangezogen Begriffe Identität und Freizeit zu definieren.

Identität beschreibt die Einmaligkeit einer Person die sie sich selbst zuschreit (Selbstbild) oder von ihrer sozialen Umwelt zuerkannt wird. Wobei die Kontinuität des Selbsterlebens eines Individuums mittels Übernahme sozialer Rollen eine große Rolle spielt. Der Prozess der Identitätsfindung findet vor allem während der Pubertät und der Adoleszenz statt[1]

Der Begriff Freizeit wurde lange Zeit in der soziologischen Forschung meist nur als von Arbeit abhängige Variable angesehen.[2] Aufgrund der zunehmenden Bedeutung der Freizeit im Leben des modernen Menschen kommt es jedoch zu einer Dimensionserweiterung des Freizeitbegriffes. Wobei dies nicht beinhaltet, dass Arbeit und Freizeit klar voneinander trennbare Lebensbereiche darstellen sondern eine wechselseitige Wirkungsbeziehung aufweisen. Für die Erläuterung der Identitätsfindung in der Freizeit wird der Begriff Freizeit als relativ eigenständiger Bereich bzw. soziologisches Subsystem angesehen, dass spezielle Funktionen und Strukturen in Bezug auf Sinnstiftung und Identität  aufweist. Jedoch drückt sich die Literatur über die soziale Funktion der Freizeit nur sehr vage aus. Zumindest aus subjektiver Sicht liegt der Bedeutungsinhalt der Freizeit neben Abwechslung und Unterhaltung auch im Persönlichkeitswachstum zusammen mit sozialen Kontakten.[3]

Auf dieser Seite wird nun versucht die Identitätsfindung in der Freizeit zu erläutern, nach dem Motto ich bin was ich mag und wie ich mich in meiner Selbstdarstellung zeige. Identitätsfindung wird oft mit dem Lebensbereich Arbeit verknüpft.  Aber auch die Freizeit kann bei der Identitätsfindung von Relevanz sein da in der Freizeit weniger Restriktion im Vergleich zum Handlungsbereich Arbeit vorhanden sind. Freizeit ist nicht ausschließlich (fremd) bestimmte Zeit, sondern bietet die Möglichkeiten zur Selbstbestimmung und Sozialität. In der Freizeit können sich Schicht- oder Klassenunterschiede vermischen und neue Freizeit- oder Lebensstile entstehen.

Freizeit ermöglicht

Ø Expressivität,
Ø emotionale Erlebnisse und Erfahrungen,
Ø soziale Kontakte,
Ø Vergnügen, Genuss und Freuden
Ø und auch Aufstiegsmöglichkeiten außerhalb beruflicher Sphären. sog. Freizeitkarrieren
Ø (bsp.Vereinsvorstand) Freizeit ergänzt vorherrschende Verhaltensmuster anderer gesellschaftlichen Sektoren[4]

Ø Freizeit bietet Aufstiegssurropation (Kompetenzaneignung durch Freizeitaktivitäten)[5]

 

In der Freizeit können ganz generell Wünsche und Bedürfnisse außerhalb der  beruflichen Sphäre befriedigt werden, [6] wobei ein Großteil der Bevölkerung unspektakuläre Freizeit Aktivitäten wie z.b.  Medienkonsum, Familienaktivitäten, Soziale Kontakte pflegen, Spazierengehen etc. bevorzugt. [7]Aber besonders auch der Sport kann aus pädagogischer Sicht als ein Entwicklungsfeld für Persönlichkeit, Identität und für das Selbstwertgefühl gesehen werden. Des weiteren  ist die soziale Komponente des Sports in Bezug auf soziale Interaktion und Vermittlung von Normen und Werte ein wichtiger Bestandteil der Identitätsfindung. Besonders der Sport nimmt im Rahmen der (nationalen) Identitätsfindung einen hohen Stellenwert ein (im Hinblick auf Großereignisse wie die Fußballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland).[8]

Freizeit ist ein Verhaltens- und Erlebnisraum der also nicht nur „Flucht vor“ sondern auch eine „Chance für“ bietet.  Wobei nicht auszuschließen ist, dass Freizeitverhalten auch zu Ritualisierung, Anomie oder Entfremdung führen kann. [9]

 

Für weitere Informationen:

 

http://www.psychologie.uni-greifswald.de/~entpsycho/downloads_mv/ja2/5identitaet.pdf

 

http://www.sport.uni-dortmund.de/peprobrae/ss06/folie12.pdf

 

http://www.svl.ch/svlimmat_freizeitsp.html

http://www.sportunterricht.de/lksport/motueber.html

http://ec.europa.eu/sport/sport-and/social/social_overview_de.html



 

 

 

 

 

 



[1] Werner Fuchs-Heinritz, Rüdiger Laubmann, Ottheim Rammstedt, Hanns Wienhold: Lexikon zur Soziologie, 1994, Westdeutscher Verlag GmgH, 3. Auflage S 286

[2] Reinhold Gerd: Soziologie-Lexikon, 2000, R. Oldenbourgh Verlag, 4. Auflage S 276-278

[3] Markus Lamprecht & Hanspeter Stamm: Die soziale Ordnung der Freizeit, Zürich 1994: Seismo, S. 29-40, S. 127-45

[4] Reinhold Gerd: Soziologie-Lexikon, 2000, R. Oldenbourgh Verlag, 4. Auflage S189

[5] Werner Fuchs-Heinritz, Rüdiger Laubmann, Ottheim Rammstedt, Hanns Wienhold: Lexikon zur Soziologie, 1994, Westdeutscher Verlag GmgH, 3. Auflage S 214

[6] Markus Lamprecht & Hanspeter Stamm: Die soziale Ordnung der Freizeit, Zürich 1994: Seismo, S. 127-154
7Reinhold Gerd: Soziologie-Lexikon, 2000, R. Oldenbourgh Verlag, 4. Auflage S 187-190

 http://www.sportunterricht.de/lksport/motive2.html

9 Reinhold Gerd: Soziologie-Lexikon, 1997, R. Oldenbourgh Verlag, 3. Auflage S189