Geselligkeit
Meyers Grosses
Universal Lexikon (1982, S. 551) definiert den Begriff „Geselligkeit“ als
„zwangloses und zweckfreies durch gemeinsame Unterhaltung (und Amüsement)
bestimmtes Zusammensein von Menschen“. Geselligkeit könne Ausdruck einer Anpassung
sein, aber auch „den kritischen und aktiven Informationsaustausch zwischen
Menschen unterschiedlicher sozialer Herkunft beinhalten, die so ihr
individuelles Wissen über fremde Erfahrungsbereiche erweitern.“
Erotische Instinkte,
sachliche Interessen, religiöse Impulse, Zwecke der Verteidigung wie des
Angriffs, des Spieles wie des Erwerbes, der Hilfeleistung wie der Belehrung und
unzählige andere Motive bewirken, dass der Mensch in ein Zusammensein, ein
Füreinander-, Miteinander- oder Gegeneinanderhandeln mit anderen tritt. Dabei
werden Wirkungen auf andere ausgeübt und wiederum Wirkungen von ihnen empfangen.
Gesellschaft
ist dann nur der Name für einen Umkreis von Individuen, die durch derartige
Wechselbeziehungen aneinander gebunden sind und die man deshalb als eine
Einheit bezeichnet.
Zur Zeit
der Aufklärung entstand ein neues Verständnis von Gesellschaft in der deutschen,
nach England und Frankreich hin orientierten Popularphilosophie. Der gesellige
Umgang der Menschen miteinander wird neues Thema. Hintergrund ist hier die
Wirklichkeit einer geselligen Kultur, die Adel und Bürgertum, Hof und Stadt
gleichermaßen erfasst. Eng damit verbunden war die Emanzipationstendenz der
bürgerlichen Privatleute der damaligen Zeit.
Durch das
Fernsehen, aber auch durch Isolation, Leistungs- und Konkurrenzdruck wird
geselliges Verhalten (zum Beispiel auch in der Form der Gastfreundschaft) zu
stark vernachlässigt.
Zitate über die
Geselligkeit:
"Die
meisten Menschen legen, wenn sie sich gesellig treffen, auf Nachschenken viel
mehr Wert auf als Nachdenken." –
Gregor Brand
"Je
verbreiteter die Geselligkeit, desto frostiger die Herzen." – Karl Julius Weber, Democritos
"Was
nun andrerseits die Menschen gesellig macht, ist ihre Unfähigkeit, die Einsamkeit
und in dieser sich selbst zu ertragen."
– Arthur Schopenhauer, Aphorismen zur Lebensweisheit
"Wo
die Geselligkeit Unterhaltung findet, ist sie zu Hause." – Johann Wolfgang von Goethe, Tag- und
Jahreshefte, 1802
Quellen:
Geselligkeit
aus soziologischer Perspektive: http://socio.ch/sim/t_rutz.htm#3
Georg
Simmel, "Grundfragen der Soziologie": http://socio.ch/sim/gs173.htm
WikiQuote: http://de.wikiquote.org/wiki/Geselligkeit
Buchtipps:
Gleichen-Rußwurm,
Alexander von; "Geselligkeit"
Hofbauer,
Helmut; "Bezugspunkt Gesellschaft"
Hoffmann,
Stefan-Ludwig; "Geselligkeit und Demokratie"
Hoffmann,
Stefan-Ludwig; "Die Politik der Geselligkeit"
Schilling,
Johannes; "Freizeit und Geselligkeit"
Links:
Internationale
Kommunikationskulturen: http://www.payer.de/kommkulturen/kultur09.htm#1.
Studentenwerk
Münster: http://www.studentenwerk-muenster.de/wiki/index.php/Kategorie:Geselligkeit
Neuer
Physiologus: http://www.physiologus.de/geselligk.htm
Georg Simmel im 21. Jahrhundert;Textinterpretationen aus heutiger
Perspektive: http://socio.ch/sim/t_rutz.htm#3.2