Erlebnismarkt
Maria Edinger
Das Verhalten der
Gesellschaft in ihrer Freizeit hat sich in den letzen Jahrzehnten grundlegend
verändert. Die freie Zeit die zur Verfügung steht, hat sich erhöht und ein
großer Anteil der Freizeit wird an die Medienindustrie, an die Kaufhäuser und
an die Fremdenverkehrswirtschaft abgegeben. Das Bedürfnis, die Freizeit
außerhäuslich zu verbringen eröffnete einen neuen Markt, den Erlebnismarkt, der
vor allem für die Wohlstandsgesellschaft durch die materiellen Ressourcen
zugänglich ist. Die Gesellschaft ist auf der Suche nach Erlebnis, Abenteuer,
Unterhaltung und Kultur und flüchtet aus dem Alltag in teilweise sehr
phantasievolle Sonderwelten.
Definitionen:
Das Erlebnis beschreibt ein Ereignis, dass
sich vom alltäglichen Leben eines Menschen abhebt und von ihm persönlich als
etwas besonderes und aufregendes gewertet wird. Der Markt war ursprünglich ein begrenzter Ort an dem Waren getauscht
und gehandelt wurden, durch die Globalisierung und Medialisierung ist der Markt
nicht mehr örtlich gebunden, sondern beeinflusst und beherrscht die gesamte
Gesellschaft.
Am Erlebnismarkt werden von den Erlebnisanbietern Produkte und
Dienstleistungen angeboten, mit dem Ziel, die Bedürfnisse der
Erlebnisnachfrager zu befriedigen. Dadurch kommt es zu einem gegenseitigen
stetigen Verhandeln von den
individuellen Bedürfnissen der Nachfrager mit den Erlebnisstrategien der
Anbieter. Der Erlebnisnachfrager orientiert sich nach innen und handelt
erlebnisrational, nach seinen eigenen Begierden. Die Erlebnisstrategien der
Erlebnisanbieter hingegen richten sich einerseits nach innen, dem
erlebnisrationalen Handeln der Nachfrager und andererseits auch nach außen, der
Konkurrenz und den Marktanteilen am Erlebnismarkt. Die ständigen
Austauschprozesse von individuellen Bedürfnissen der Erlebnisnachfrager und den
Strategien der Erlebnisanbieter bewirken bestimmte Schemata, in denen die
Kunden effizient eingebunden und auch sofort wieder bestimmt angesprochen
werden können.
Nach Schulze (1992) werden fünf Prinzipien definiert, die die Erlebnisauswahl
der Nachfrager und die Erlebnisstrategien der Anbieter beeinflussen:
1.
Die Korrespondenz
zwischen den angenommenen Erlebnisbedürfnissen und der von Erlebnisanbietern
angebotenen Produkte führt zu
individuelle Konsumstile, die je nach Alter, Kultur, Bildung, etc. variieren.
2.
Die Abstraktion
findet sich in der Suche nach ähnlichen „Wohl-fühl-Erlebnissen“, wie zum
Beispiel das permanente Verfolgen von Serienangeboten (Fernsehserien,
Trivialromane,…).
3.
Je öfter eine Person ein ähnliches Ereignis erlebt hat,
umso weniger Befriedigung wird bei den Erlebnissen erreicht und das Prinzip der
Kumulation tritt in Kraft. Daher gibt
es von Seiten der Erlebnisanbieter die Strategie Preis und Aufwand des
Erlebnisses zu minimieren, um damit einen breiteren Kundenkreis zu schaffen,
bzw. Mega-Events nur einmal jährlich zu veranstalten um die Attraktivität und
die Spannung zu erhalten.
4. Die Variation ist ein sehr wichtiges Prinzip am Erlebnismarkt
innerhalb der bevorzugten Schemata, um die Abwechslung in den Schemata
aufrechterhalten zu können.
5. Die Autosuggestion der Sicherheit, die
Befriedigung durch das Erlebnisprodukt zu erlangen, stellt ein weiteres Axiom
der Erlebnisauswahl dar. Diese
Sicherheit wird selten durch die eigenen Erfahrungen während des Erlebnisses
erreicht, sondern bereits im Vorfeld durch ein Abfragen von Institutionen oder
Personen, die eine Beurteilung über das Erlebnis abgeben können überprüft, um
Enttäuschungen zu vermeiden.
Typen am Erlebnismarkt:
Literatur: |
Hartmann, Hans A., Haubl, Rolf (Hg.) (1996): Freizeit in
der Erlebnisgesellschaft, Amüsement zwischen Selbstverwirklichung und Kommerz,
Opladen: Westdt. Verlag.
Müller, Wolfgang (2001):
Erlebnismarkt und Menschenbild. Verlag: Vdm. Verlag Dr. Müller.
Nahrstedt, Wolfgang (1990):
Leben in freier Zeit. Grundlagen und Aufgaben der Freizeitpädagogik. Darmstadt:
Wiss. Buchgesellschaft.
Opaschowski, Horst w. (1996):
Pädagogik der freien Lebenszeit. 3. Auflage, Opladen: Leske und Budlich.
Schulze, Gerhard (1992): Die
Erlebnisgesellschaft. Kultursoziologie in der Gegenwart. Frankfurt.
Weiss, Ottmar (1999):
Einführung in die Sportsoziologie, Wien: WUV-Verlag.
Links:
Kultur, Freizeit, Sport, Information und Medien: http://www.linz.at/images/Subprojekt3.pdf
(dl: 12.06.2006)
Mörth Ingo: http://soziologie.soz.uni-linz.ac.at/sozthe/freitour/skriptum/Freizeitmarkt1.ppt (dl: 01.06.2006)
Thiersch Hans: http://www.bsj-marburg.de/Pdf-Dateien/thiersch.pdf
(dl: 01.06.2006)
Universität Wien, Institut für Soziologie: http://www.univie.ac.at/Soziologie-GRUWI
(dl: 01.06.2006)